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Berliner Hochschulen: Zöllners Treppenwitz

Das neue "Preismodell" des Senators gefährdet den Erfolg der Berliner Hochschulen.

Berlins Hochschulen sehen sich vor einer neuen Sparrunde, die sie noch härter treffen würde als die vor fünf Jahren. Immer stärker drücken die Kosten, vor allem ist mit Tarifsteigerungen zu rechnen. Wollen die Hochschulen ihre Leistungskraft erhalten, brauchen sie jährlich 175 Millionen Euro mehr, haben sie errechnet. Diese Summe verwies Wissenschaftssenator Zöllner jetzt ins Reich der Fantasie. Die ganze Stadt werde den Senat auslachen, sollte er den Unis so weit entgegenkommen, erklärte er.

Berlin bringt seine Hochschulen erneut als Dauerpatientinnen ins Gerede – nach den Erfolgen in der Exzellenzinitiative ist das ein schlimmes Signal. Abgesehen davon brauchen Hochschulen Planungssicherheit. Anders als eine Fabrik für Eierkartons können sie nicht je nach Auftragslage Nachtschichten oder Kurzarbeit anordnen, wie FU-Präsident Lenzen sagt. Die Unis müssen wissen, wie viele Studierende sie noch zulassen können und ob sie ab sofort keine einzige Stelle mehr besetzen dürfen.

Natürlich kämpft Zöllner um mehr Geld. Seine Rhetorik schadet seinem Ziel aber. Er insinuiert, die Hochschulen hätten in der Vergangenheit Kartelle der Mittelmäßigkeit gebildet, um das bisherige System der Geldverteilung nach Leistung gemeinsam lahmzulegen. Deswegen müsse ein neues „Preismodell“ ihnen Beine machen. Dann könne das Abgeordnetenhaus auch endlich nachvollziehen, wofür die Unis ihr Geld bräuchten. In Zukunft soll deshalb nur noch ein Drittel der Etats feststehen. Alles Übrige müssten sich die Hochschulen erst verdienen: Jede eingeworbene Graduiertenschule würde mit Geld belohnt, jeder einzelne Student bezahlt.

Das klingt leistungsorientiert und studierendenfreundlich. Ist es aber nicht. Denn weil der Staat die steigenden Kosten der Hochschulen nicht ausgleichen will, fehlen zig Millionen bei der Grundfinanzierung. Eben deshalb wünscht Zöllner wohl ein neues Modell: Die Unis sollen die Finanzierungslücke stopfen, indem sie möglichst viel Geld aus dem Hochschulpakt des Bundes abgreifen, also reichlich neue Studierende aufnehmen. Macht man die Seminare etwas voller, könnte auch noch Geld für die Heizkosten abfallen, scheint der Senator zu denken. Laut gesagt hat er, es könne in den Seminaren „schon mal etwas enger werden“, auch er habe als Student manchmal auf der Treppe gesessen.

Sogar angesichts des klammen Berliner Haushalts ist das Seminar im Treppenhaus aber keine Lösung. Kurse im Labor lassen sich nicht einfach überfüllen. Das gilt aber auch für BWL oder Germanistik: Sollen die Bachelor-Studiengänge gelingen, darf es keine Massenseminare mehr geben. Insofern würde Zöllners „Preismodell“ den Studierenden wohl kaum helfen.

Auch unabhängige Experten sagen, dass die Erfolge der Berliner Unis – sinkende Abbrecherquoten und hohe Drittmitteleinwerbungen – nicht zuletzt auf die bisherigen Hochschulverträge zurückzuführen sind. Der Wechsel zum „Preismodell“ würde nur dann Sinn machen, wenn Sparmaßnahmen verschleiert werden sollen.

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