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Schick, neu, immer noch nicht eröffnet: der Flughaften BER. Gewusst haben will es aber niemand.

© dapd

Berlins Großflughafen: BER-Eröffnung 2013: Wo Rauch ist und wo Feuer

Wer wusste wann, dass der BER nicht pünktlich eröffnen würde? Eines ist klar: Bereits im März 2012 wussten alle drei Gesellschafter, Bund, Berlin und Brandenburg, dass es brenzlig werden könnte. Dass irgendjemand zurücktreten muss, ist dennoch unwahrscheinlich.

Vorsichtige Menschen legen sich nicht mehr so gerne fest, wenn es um Termine für die Eröffnung des neuen Flughafens im Süden der Stadt geht. Es gab schon zu viele davon. Heute in einem Jahr, am 27. Oktober 2013, soll es wieder einmal so weit sein. Klappt es, sind Matthias Platzeck und Klaus Wowereit ziemlich sicher dabei. Bei Angela Merkel, vor allem aber bei Peter Ramsauer, dem Bundesverkehrsminister, ist das nicht so eindeutig. Das erklärt auch, warum der CSU-Mann seit Wochen ein Feuer am Köcheln hält, das den Sozialdemokraten Wowereit und Platzeck den Boden unter den Füßen heiß machen soll.

Dass einer der beiden über die unerfreulichen Nachrichten rund um Schönefeld sein politisches Amt verliert, ist unwahrscheinlich. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft und sein Stellvertreter bekennen zwar, dass sie einen Tunnelblick hatten und sich von den Bekundungen der Flughafenchefs Schwarz und Körtgen einlullen ließen, man würde termingerecht fertig. Dass aber Wowereit schon Wochen vor dem 8. Mai, dem Tag der Flughafenkapitulation, von dem Desaster gewusst und es verschwiegen haben soll, ist unrealistisch. Ramsauer und seine Umgebung jedoch munitionieren Medien, um den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.

Es gibt hingegen keinen Zweifel, dass bereits am 21. März 2012 alle drei Gesellschafter, Bund, Berlin und Brandenburg, informiert waren, dass es brenzlig werden könnte. An diesem Tag trafen sich die Vertreter der Bürgen des 2,4-Milliarden-Kredits für den Flughafenbau – das sind die drei Gesellschafter – mit dem von ihnen eingesetzten Controller, der Beratungsfirma PWC. Die hatte in einem Bericht vom 5. März Alarm geschlagen und die Geschäftsführer Schwarz und Körtgen und deren leitende Mitarbeiter zum Rapport geladen.

Die erstatteten einen ungeschminkten Bericht, warnten vor vielen technischen Mängeln, blieben aber am Ende zuversichtlich, mit sogenannten Endspurtmaßnahmen alles in den Griff zu bekommen. Unter den aufmerksamen Zuhörern: die Herren Wellmann und Wolfsen aus dem Bundesfinanzministerium und Frau Baier und Herr Tradt aus dem Bundesverkehrsministerium. Wenn die vier ordnungsgemäß Bericht erstatteten, wussten also die Bundesminister Wolfgang Schäuble und Peter Ramsauer seitdem, was Sache ist.

Nun könnte man meinen, dass bei aller Häme, mit der die Politik manchmal überwürzt ist, allen Beteiligten eines klar ist: In Schönefeld entsteht kein rot-roter Brandenburg-Berlin-Flughafen, sondern ein in die Welt strahlendes Schaufenster der Bundesrepublik Deutschland, und was da schiefgeht, trübt das Bild Deutschlands, nicht nur das Berlins. Aber das ist offenbar zu viel des Optimismus. In Bayern wird im kommenden Herbst gewählt, zeitnah zur Bundestagswahl. Ramsauer war Spitzenkandidat der CSU, er ist seit 1990 immer direkt gewählt worden und er möchte, dass dies so bleibt. Mit der Parole „Die Sozis haben noch nie mit Geld umgehen können, denen muss man auf die Finger schauen“ lassen sich auf einen Schlag eingängig Aversionen gegen SPD, Linke und Preußen bedienen.

Dass es am 27. Oktober 2013 im Bund noch eine schwarz-gelbe Koalition gibt, mit einem Minister Ramsauer, ist deutlich weniger wahrscheinlich, als dass es diesmal mit dem Flughafen klappt. Akute Brandschutzprobleme gibt es nicht nur in der Luftfahrt, sondern auch in der Politik, und manchmal sind Feuer und Rauch nicht an derselben Stelle.

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