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Bernd Matthies bloggt für Tagesspiegel.de über Feinkost und gutes Essen.

© Mike Wolff

Bernd Matthies: Was der Verkehr wirklich braucht

Bundesverkehrsminister Ramsauer wirft rücksichtslosen Radlern vor, sie hielten sich offenbar für "Robin Hoods der Straße". Dabei verschweigt Ramsauer Grauenhaftes.

Robin Hood, wir erinnern uns, war ein Gesetzloser mit hehren Motiven: Er nahm den Reichen und gab den Armen – schaffte also ganz allein, was heute in Deutschland die komplette Linkspartei nicht hinbekommt. Dennoch ist sein aktuelles Image eher mäßig. Das zeigt sich gerade wieder daran, dass Bundesverkehrsminister Ramsauer rücksichtslosen Radlern vorwirft, sie hielten sich offenbar für „Robin Hoods der Straße“.

Seine Grundidee ist vermutlich: Radler nehmen den anderen die Vorfahrt und geben sie sich selbst, was freilich aus der historischen Parallele ein Stück hinausführt. Doch im Wesentlichen liegt der Minister richtig: Radler, namentlich die Kampfradler, die er meint, sind schlicht eine Landplage. Sie kommen von allen Seiten, lehnen normale Beleuchtungsanlagen im Sinne des Gesetzes als uncoole Rentnerhilfsmittel ab, interpretieren rotes Ampellicht als Aufforderung zum Reintreten und Radwege als Kinderspielplatz. Gegen jegliches Ungemach schützen sie sich durch stachelige Schuhe und harte Helme. Es gilt allein die Grundregel: Die Bunten sind die Männchen.

Was Ramsauer allerdings nicht sagt: Die Autofahrer sind erst recht so was von grauenhaft. Stur geradeaus, aber dafür rücksichtslos beim Abbiegen. Den Radfahrerblick halten sie für eine Schikane bürokratischer Fahrlehrer, Radwege sind ihnen Teufelszeug, fast so lästig wie keine Radwege, sie hupen beiseite, was nicht mindestens so dick gepanzert ist wie sie. Schlimmer als Autofahrer sind eigentlich nur ihre immer vom Umkippen bedrohten Brüder, die röhrenden Motorradfreaks.

Und, was Ramsauer auch nicht sagt: Fußgänger! Bleiben Sie mir bloß weg mit Fußgängern. Immer stehen diese Typen im Weg, werfen sich einem im Dunkeln unangekündigt vor die Stoßstange, lungern ahnungslos auf Radwegen herum und starten natürlich immer dann, wenn die Ampel rot ist und die anderen losfahren wollen. Taub, stumm und blind, wollen sie doch als Verkehrsteilnehmer ernst genommen werden. Man könnte also generell sagen: Ohne Fußgänger liefe die Chose perfekt.

Was natürlich auch für einen Verkehr ohne Radler gelten würde. Bzw.: einen Verkehr ohne Autofahrer. Im Grunde können wir diese Untersuchung also mit der Erkenntnis abschließen, dass der Verkehr der Zukunft auf diese drei Gruppen verzichten muss, um einwandfrei zu laufen. Die Robin Hoods müssten es dann notfalls zu Pferde versuchen. Oder einfach fliegen.

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