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Meinung: Big Trouble

Barack Obama nimmt sich der Sache Chrysler an. Er könnte sich dabei übernehmen. Die entscheidende Frage ist: Kommt er mit der Insolvenz ans Ziel.

Es war im Wonnemonat Mai als Jürgen Schrempp die „Hochzeit im Himmel“ ausrief. Maßstäbe für die weltweite Autoindustrie sollten gesetzt werden durch den Zusammenschluss von Daimler und Chrysler. Damals, im Mai 1998. Die Verbindung ist längst geschieden und die Braut fast tot. Es ist schon atemberaubend, wie eng im globalen Kapitalismus Aufstieg und Absturz nebeneinanderliegen. Nun nimmt sich Barack Obama der Sache an.

Der Präsident der ziemlich kapitalistischen USA macht Industriepolitik, wie man sie sonst, wenn überhaupt, nur von den Franzosen kennt. Ohne viel Rücksicht auf die Gläubiger zieht er das Insolvenzverfahren bei Chrysler durch. Und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er demnächst bei General Motors ähnlich agieren wird. Den GM-Chef hat die Regierung bereits vor einigen Wochen aus dem Amt gejagt und den Kapitalgebern macht sie gerade enormen Druck, damit die auf den Großteil ihrer Forderungen verzichten. Ansonsten wird auch bei GM, dem vor kurzem noch größten Autohersteller der Welt, der Insolvenzparagraf Chapter 11 angewendet. Obama fackelt nicht lange. Aber kommt er auch zum Ziel?

Die Big Three, also GM, Ford und Chrysler stehen seit rund zehn Jahren für Big Trouble. Technologisch nicht viel drauf und dazu ignorant gegenüber neuen, sparsamen Fahrzeugkonzepten – Jahr um Jahr holten sich asiatische und deutsche Autohersteller größere Marktanteile zulasten der Amerikaner. Ford steht noch am besten da, weil die mehr Pkw im Angebot haben. Bei Chrysler und GM dagegen bestimmen Pick-ups und Light Vehicles das Bild, also Kraftfahrzeuge, die eher in die Kategorie Lastwagen fallen.

Mit der Hilfe von Fiat soll Chrysler nun die Kurve kriegen. Die Italiener – nichts auf der Tasche und auch nicht gerade berühmt für technologische Spitzenleistungen – machen immerhin ordentliche Kleinwagen und können dadurch den Amerikanern ein bisschen helfen. Vor ein paar Jahren war es noch die Technologie von Mercedes, von der Chrysler profitieren sollte.

Er wolle schnell wieder aus der Sache raus, sagt Obama. Das glaubt man gern. Nach 18 Monaten ist Schluss mit dem Insolvenzverfahren, spätestens dann ist klar, ob die letzte Überlebenschance genutzt wurde. Und ob die US-Regierung die bessere Hand hat bei der Sanierung eines Autobauers als die Detroiter Manager. An Mut und Entschlossenheit mangelt es Obama und seinen Leuten nicht. Doch was ist mit der Zahlungsbereitschaft respektive Zahlungsfähigkeit? Die Entwicklung neuer Autos kostet Milliarden, doch das Geld wird kaum von privaten Kapitalgebern kommen, nachdem diese jetzt bei Chrysler und GM so bluten müssen.

Barack Obama, der neue Chef der amerikanischen Autoindustrie braucht noch viel Geld, wenn er die Branche wirklich zukunftsfähig machen will. Er habe schon mit zwei Kriegen zu tun und wolle sich keine Autofirma langfristig ans Bein binden. Good Luck. Denn aus dieser Nummer kommt der Präsident sobald nicht raus.

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