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Bildungsgipfel: Anstrengung für den Kopf

Von Stephan-Andreas Casdorff

Jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Banal? Nein, real. So ist Politik. Und die Kanzlerin hatte doch recht. Dieser Bildungsgipfel hatte seinen Sinn.

Natürlich, das schnell vorweg, werden er, der Gipfel, und sie, die Kanzlerin, rauf und runter kritisiert. Und das kann auch, wer ins Kleinverdruckste geht. Richtig, alles dauert, ist nicht morgen schon so weit, das viele zusätzliche Geld steht auch noch nicht bereit. Ja, nur ist das hier kein Rigorosum, auch kein Tribunal, sondern ein politischer Prozess. Beharrlichkeit gehört dazu. Das nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen, haben wir uns leider angewöhnt; Politik unter dem Eindruck institutionalisierter Überforderung. Dazu passt aber wieder eine Volksweisheit, in der Schule gelernt: Gut Ding will Weile haben. Ja, bis 2015!

Prozesshaft und politisch gedacht ist es so: Bildung = Wohlstand = Zukunft. Die Bundesrepublik als Bildungsrepublik ist nicht bloß ein netter Slogan, sondern bloße Notwendigkeit. Welche Ressourcen hat dieses Land denn sonst, dieses Land der Dichter, Denker und Erfinder? Die Investition in die Köpfe, darum geht’s. Freundliches Kamingespräch eines Kanzlers mit Ministerpräsidenten und nachher geäußerter allgemeiner Ansicht, dass mehr für die jungen Leute getan werden muss, dass die Länder das aber schon machen werden – nein, so war es gerade nicht. Es war offiziell. Da standen neben der Kanzlerin zwei Regierungschefs, eine große Koalition, die sich verpflichtet. Öffentlich verpflichtet konkrete Ziele, so viele wie noch nie. Das gilt als ein Versprechen. Die Bundesstiftung, wie sie dem Bund vorschwebt, wird schon noch kommen. Und eine bundesweite Anstrengung zu organisieren – wenn das keine Aufgabe für Kanzler ist!

Nun heißt es wieder, dass Bildung Ländersache sei. Stimmt, das ist von der Verfassung gedeckt. Aber nicht von der Verfassung eines Landes namens Deutschland in der Globalisierung, wo Eltern Angst haben, dass ihre Kinder dem Wettbewerbsdruck nicht standhalten. Aus einem Mangel an international wettbewerbsfähiger Bildung. Dazu kommt: Abertausende Jugendliche jedes Jahrgangs bleiben ohne Abschluss – eine Versündigung an der Zukunft ist das. Sozialer Sprengstoff ist es außerdem. Wer keinen Abschluss hat, hat’s doppelt schwer, eine Stelle zu finden. Wenn das keine Aufgabe für Kanzler ist! Ja, vor 2015.

Merke: Nur wenn ein Kanzler das alles nicht tut, ist das Thema wirklich für den nächsten Wahlkampf gut.

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