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Bischöfin Ilse Junkermann: Tyrannei der Vergebung

Vergebung: Das ist ein großes Wort – und eine noch größere Tat. Ein fast übermenschliches Beispiel dafür gab vor gut vier Jahren die pietistisch-fundamentalistische Amish-Gemeinde im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Ein Außenstehender war dort in eine Amish-Schule eingedrungen, hatte fünf Mädchen ermordet und sich dann selbst erschossen. Noch am Abend der Tat mahnte der Großvater eines der getötete Kinder: „Wir dürfen nichts Böses über diesen Mann denken.“ Folglich nahmen die tief religiösen Amish an der Beerdigung des Amokläufers teil und sammelten Geld für dessen Witwe. Nun dürfen wir diese Amish durchaus bewundern, aber müssen wir uns an ihnen messen? Wie im vergangenen Jahr hat die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann die Opfer des SED-Regimes zur Versöhnung mit den Tätern von damals aufgerufen. Christen, die in der DDR drangsaliert wurden, dürften „die Verantwortlichen dafür heute nicht verurteilen“. Das sei unchristlich. Doch diese Forderung ist anmaßend. Um Vergebung darf der Christ bitten, aber er darf sie von anderen nicht einklagen. Eltern etwa, die dem Mörder ihres Kindes nicht verzeihen können, gar das Christsein abzusprechen, zeugt von religiöser Arroganz. Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft wies Junkermanns Forderung zurück. Das ist verständlich: Aus der Diktatur des Proletariats sollte kein Weg in die Tyrannei der Vergebung führen. mal

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