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Blogger Mahmoud Salem: „Sie können sich nicht gegen das Volk stellen“

Der ägyptische Blogger Mahmoud Salem will die Zeit nach der Wahl politisch mitgestalten.

Blogger, Aktivist und jetzt Kandidat. Mahmoud Salem will von der virtuellen Welt in die reale Politik des Parlaments und die historische Phase mitgestalten. Denn diese Wahlen seien die wichtigsten in der Geschichte Ägyptens, sagt er. Das neue Parlament muss eine demokratische Verfassung ausarbeiten, die die Errungenschaften der Revolution festschreibt. Der junge Kandidat ist überzeugt, dass sich auch das Militär seinen Beschlüssen beugen muss, wenn eine große Mehrheit der Volksvertreter geschlossen agiert. „Die Generäle können sich nicht gegen das Volk stellen“, meint er dezidiert.

Als Symbol auf seinem Wahlzettel hat er den Laptop gewählt. Der war bisher sein wichtigstes politisches Werkzeug. Als „Sandmonkey“ gehörte Salem zur ersten Generation der ägyptischen Blogger. Als er 2004 nach seinem Studium in Business Administration aus den USA an den Nil zurückkehrte und erkennen musste, wie die offiziellen Medien über Terroranschläge berichteten, ohne die Hintergründe zu erforschen, begann er seinen eigenen Blog, damals noch in Englisch, ins Netz zu stellen. Er wolle dem Westen ein realistisches Bild über Ägypten vermitteln und die Ägypter dazu anhalten, die eigenen Denkmuster, auch die der Islamisten, zu hinterfragen. Die Blogs wurden zu einer alternativen Informationsquelle, die Seite von Sandmonkey pro Monat bis zu 900 000 Mal angeklickt. Und wie andere Blogger hatte auch Salem immer einen Fuß auf dem Boden. Er nahm an Protesten der Demokratiebewegung „Kifaya“ (Genug) und der Jugendbewegung des 6. April teil, die dann die wichtigsten Mobilisatoren der Revolution wurden.

Die Jungen sind auch jetzt die Hauptzielgruppe seiner Kampagne. „Wenn es mindestens einige von uns ins Parlament schaffen, gibt das einen Schub für andere, sich politisch zu engagieren“, hofft er. In der Kampagne, bei der ihm zehn Gleichgesinnte helfen, stützt er sich in erster Linie auf den persönlichen Kontakt. Er zieht in den Abendstunden durch die lokalen Kaffees, schaut sich dort das Fußballspiel Brasilien-Ägypten an und organisiert ein Backgammon-Tournier. Seine Kampagne steht unter dem Motto „Keine Slogans“.

Salem hat es mit 83 Mitbewerbern zu tun, die um den gleichen Sitz kämpfen. Sein Team schätzt, dass er trotzdem zu den fünf aussichtsreichsten gehört. Auf dem Midan-Roxy, dem zentralen Platz des Stadtquartiers aber, hängen so viele Plakate, dass einem schwindlig werden kann.

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