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Meinung: Blut für Erdgas

Es ist an der Zeit, Gerhard Schröder „danke“ zu sagen. Der Exkanzler hat nun klargestellt, dass bei seinem Widerstand gegen eine amerikanische Irakpolitik, die angeblich Blut für Öl vergießen wollte, das Interesse nur dem Energieträger galt.

Es ist an der Zeit, Gerhard Schröder „danke“ zu sagen. Der Exkanzler hat nun klargestellt, dass bei seinem Widerstand gegen eine amerikanische Irakpolitik, die angeblich Blut für Öl vergießen wollte, das Interesse nur dem Energieträger galt. Blut für Öl geht nicht. Blut für Gas – das schon. Beim ersten Krieg Russlands gegen Tschetschenien (1994–1996), in dem über 50 000 Menschen umkamen, stand Wladimir Putin noch im Hintergrund. Seine eigenen 20 000 Opfer fallen seit 1999 an. In den Heldentod schickte er dafür bis November dieses Jahres fast 5500 junge Männer – oftmals einzige Kinder, wie wir vom Komitee der Soldatenmütter wissen. Nicht das jederzeitige Wissen der deutschen Führung über Putins Taten irritierte die Verbündeten, sondern das Vorgehen gegen Partner, die darob ihre Stimme erheben wollten. Nun wird das Kalkül sichtbar: Für die Energieversorgung der Bundesrepublik darf das Ausbluten eines Landes mit gerade mal einer Million Menschen nicht zum Störfaktor werden. Jetzt sollte man Gerhard Schröder aber auch in Ruhe lassen. Immerhin beschert er der Politik ein wenig von der Ehrlichkeit, die allenthalben so dringlich angemahnt wird.

Der Autor ist Genozid- und Zivilisationsforscher. Er unterrichtet an der Universität Bremen.

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