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Meinung: Bootsdrama: Eine Frage der Ehre

Die australische Regierung hat eine seltsame Vorstellung von Ehrverletzung. Tagelang hatte man den 438 Schiffbrüchigen, die vom norwegischen Frachter Tampa aus Seenot gerettet wurden, die Landung auf den Weihnachtsinseln verwehrt.

Die australische Regierung hat eine seltsame Vorstellung von Ehrverletzung. Tagelang hatte man den 438 Schiffbrüchigen, die vom norwegischen Frachter Tampa aus Seenot gerettet wurden, die Landung auf den Weihnachtsinseln verwehrt. Premier John Howard sah kein Problem darin, Internationales Seerecht und die Genfer Flüchtlingskonvention zu ignorieren. Selbst der Hinweis des Kapitäns, man habe das untergehende Flüchtlingsschiff schließlich auf Bitten der australischen Küstenwache angesteuert, fruchtete nichts. Stattdessen sandte Australien eine Elitetruppe, die den Frachter enterte und die Weiterfahrt verhinderte. All das, weil Howard vor den Wahlen als kompromissloser Kämpfer gegen illegale Einwanderung auftreten wollte. Da stört mitleidige Gefühlsduselei mit ein paar afghanischen Flüchtlingen nur. Jetzt scheint sich aber eine Lösung abzuzeichnen: Australien wird die Schiffbrüchigen wohl an Land gehen lassen, um sie dann nach Norwegen und Neuseeland auszufliegen. Auslöser war das Angebot aus Ost-Timor, Flüchtlinge aufzunehmen. Das ging dann doch zu weit, sich von der frischgebackenen, von Armut gezeichneten Demokratie eine Lektion in Humanität erteilen zu lassen. So fühlte sich Australien in seiner Ehre verletzt - die es vorher selber mit Füßen getreten hatte.

clw

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