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Meinung: Bühne ohne Claqueure

SERBISCHER NATIONALIST STELLT SICH DEN HAAG

Großspurig, unbeirrt zieht Vojislav Seselj, Serbiens notorischster Nationalist, in das Den Haager UNGefängnis ein. Er werde die Feinde Serbiens „in Stücke sprengen" sagt der einstige Boss tausender Paramilitärs, angeklagt wegen Kriegsverbrechen in Bosnien und Kroatien. Er werde Nato und USA zur Strecke bringen. Das sind laute Töne. Indes weiß Seselj, der auf der Haager Bühne sein Stück „Die antiserbische Verschwörung" aufführen möchte, womöglich nicht, worauf er sich eingelassen hat. In Den Haag jubelt ihm keine treue Menge mehr zu, wie gestern zum Abschied in Belgrad. Sein aufbrausendes Temperament, seine krasse und rassistische Rhetorik wird in Den Haag auf den kühlen Rechtsapparat der UN stoßen, auf Richter, die ihn bremsen, auf Regeln, die er einhalten muss. Und auf Opfer seiner Verbrechen, Menschen, denen Seselj noch nie zuhören musste. Was dem Juristen Milosevic vor dem Tribunal gelingt – die kalkulierte Manipulation der Fernsehzuschauer im eigenen Land – das könnte einem wie Seselj rasch missglücken. Spekuliert wird viel über den freiwilligen Weggang des „Helden" aus Belgrad. Er habe sich darauf eingelassen, als Kronzeuge gegen Milosevic auszusagen lautet eine Version. Spannend werden Seseljs Auftritte also allemal. cf

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