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CDU-Parteitag: Kanzlerin-Verein

In Hannover verabschiedet die CDU ein neues Grundsatzprogramm, die Mehrheiten dafür sind sicher. Die offene Frage beantwortet es nicht. Über Jahrzehnte konnten die Christdemokraten zugleich sozial, liberal, konservativ sein und dabei eindeutig identifizierbar als christliche Volkspartei.

Fast beiläufig hat die CDU-Chefin vom Kanzleramt aus ihre Partei modernisiert. Familie, Zuwanderung, Klima – Merkels CDU ist eine andere als die der späten 1990er Jahre, die den Anschluss an Lebenswirklichkeit und Themen der Mitte verloren hatte. Doch die Anpassung an die Realitäten ist eben auch ein Seelenverlust – und umso mehr, als Merkel an den harten Kern nicht rührt. Sozial, liberal, konservativ – die Globalisierung hat das alte Zusammenspiel der christdemokratischen Wurzeln empfindlich gestört. Vor der letzten Bundestagswahl schien es, als wolle Merkel den liberalen Akzent betonen. Jetzt ist sie zur Kanzlerin einer großen Koalition geworden, die sich von der SPD nicht links überholen lassen will. Denn dorthin ist die Mitte des Landes gerückt. In Hannover wird nicht gezählt und gemessen; Wahlen zu den Parteigremien finden nicht statt. Merkel kann in Hannover auf eine verlässliche Tugend ihrer Partei setzen. Merkel, anerkannt in der ganzen Welt, ist Bundeskanzlerin. Solange sie Erfolg hat in diesem Amt, begnügt sich die CDU damit und ist es gern: ein Kanzlerin-Verein. tib

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