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CO2-Richtlinie für Neuwagen: Dicke Feinde

In der Autoindustrie schlägt jetzt die Stunde der Diplomatie. Der von EU-Umweltkommissar Dimas präsentierte Entwurf einer CO2-Richtlinie für Neuwagen dürfte dabei den Lobbyisten einiges Geschick abverlangen.

Denn der Vorschlag des Kommissars legt die Hürde für einen Kompromiss zwischen den 27 EU-Ländern und im Europaparlament sehr hoch. Härter als erwartet will Dimas den Klimaschutz in einer Branche durchsetzen, die etwa zwölf Prozent zur gesamten europäischen CO2-Emission beiträgt.

Die Deutschen trifft der Vorstoß in mehrfacher Hinsicht empfindlich. Als Hersteller PS-starker und schwerer Mittel- und Oberklasseautos stehen Mercedes, Audi, BMW, Porsche und VW nun besonders in der Pflicht; mehr als Franzosen und Italiener. Als größter Wirtschaftszweig mit 700 000 Beschäftigten trägt die Autoindustrie zudem eine volkswirtschaftliche Verantwortung – eben auch beim Klimaschutz.

Der Sturm der Entrüstung, den Dimas’ Pläne auslösten, spricht allerdings dafür, dass der Kommissar einen wunden Punkt getroffen hat. Die Deutschen haben einiges aufzuholen. So reduzierten zum Beispiel die französischen Autobauer den CO2-Ausstoß 2006 im Schnitt um 1,9 Prozent, die Japaner schafften 2,8 Prozent. Die deutschen Autos bliesen hingegen durchschnittlich 0,6 Prozent mehr in die Luft. Hier muss mehr geschehen. Selbst die Hersteller räumen ein, dass große Autos einen größeren Beitrag leisten müssen.

Doch der Versuch, die Deutschen mit der Brechstange zu mehr Klimasensibilität zu bewegen und bei den Franzosen Milde walten zu lassen, muss scheitern. Die CO2-Pläne haben einen industriepolitischen Beigeschmack. Sie erreichen auch nicht ihr Ziel. In der Nische eines Massenmarktes wirken selbst drakonische Klimavorgaben wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Zweifel werden nur die ohnehin teuren Autos teurer, was die solventen Kunden wenig kümmert. Wirksamer Klimaschutz muss alle etwas kosten – alle Autokäufer, aber auch alle Hersteller.

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