zum Hauptinhalt

Darüber spricht ganz …: … Dänemark

André Anwar über neue Wikinger und die Wiederbelebung des heidnischen Glaubens. Auch Neonazis und Satanisten begeistern sich dafür.

Mit König Harald kam vor tausend Jahren das Christentum nach Dänemark und verdrängte den heidnischen Glauben der Wikinger an die Götter der Germanen. Doch heute gibt es eine wachsende Gemeinde von Neu-Wikingern, die wieder an Odin, Thor und Loke glauben. Nun hat der dänische Staat beschlossen, dem Antrag der sogenannten Asatrogemeinde auf eine eigene Grabstätte zuzustimmen. Die heidnische Grabstätte soll mitten in der Stadt Odense liegen, der auf Fünen gelegenen drittgrößten dänischen Stadt. Damit bekommen die Anhänger des alten nordischen Glaubens erstmals seit König Haralds Zeiten wieder einen eigenen separaten Grabplatz. Bislang konnten die neuen Wikinger nur zwischen herkömmlichen christlichen Friedhöfen und dem offenen Meer wählen, auf dem ihre Asche verstreut wurde.

Doch seit die größte vorchristliche Gemeinde, „Forn Sidr“, im Jahr 2003 vom dänischen Kirchenministerium als offizielle Glaubensgemeinde anerkannt worden ist, haben die Odin-Anbeter ihre Gemeinde auf 600 Mitglieder verdreifachen können. Deshalb sei ein eigener Grabplatz nun notwendig geworden, sagt Sören Fisker, Begräbnisbeauftragter von „Forn Sidr“ dem „Kristeligt Dagblad“. „Forn Sidr“ will nun auf dem Friedhof von Odense eine Reihe großer Steine aufstellen, die zusammen den Umriss eines 18 Meter langen Wikingerschiffes bilden. Fisker hofft, dass bald auch andere Kommunen dem Beispiel von Odense folgen. Gerade größere Friedhöfe sollten in Zukunft Land für Sammelgrabstätten der Neu-Wikinger abtreten. Bislang ist „Forn Sidr“ die einzige von rund 35 Gruppen, die als Glaubensgemeinde anerkannt wurde. Insgesamt soll es mehrere tausend Odin-Anhänger in Dänemark geben.

Bereits mit dem Aufkommen der Romantik im 19. Jahrhundert blühte die alte nordische Naturmythologie wieder auf, dann wieder in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und erneut in den 60er Jahren. Das isländische Wort „ásatrú“ oder auch „Odinismus“ sind gängige Ausdrücke dafür. Einen schlechten Beiklang hat die Bewegung bekommen, weil sich auch Neonazis und Satanisten für die alte nordische Religion begeistern. Die öffentliche Meinung im überwiegend protestantischen Dänemark, in dem Moslems die größte religiöse Minderheit noch vor den Katholiken bilden, ist deshalb in der Bewertung der neuen Heiden geteilt. Die Mehrheit scheint eine größere Offenheit bei der Wahl der Begräbnisformen zu begrüßen. Muslime in Dänemark können schon heute eigene Begräbnisstätten anlegen.

André Anwar

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false