zum Hauptinhalt

Meinung: „Das Blutvergießen muss aufhören“

Joschka Fischer, 58 – das ist der younger elder statesman, den die Deutschen so bisher nicht haben. Rekordaußenminister Hans-Dietrich Genscher ist, mit Verlaub, schon älter, und Gerhard Schröder hat sich diese Möglichkeit verbaut, als Mann, der seine Energie auf die Wirtschaft richtet.

Joschka Fischer, 58 – das ist der younger elder statesman, den die Deutschen so bisher nicht haben. Rekordaußenminister Hans-Dietrich Genscher ist, mit Verlaub, schon älter, und Gerhard Schröder hat sich diese Möglichkeit verbaut, als Mann, der seine Energie auf die Wirtschaft richtet. Nein, Fischer lehrt demnächst nicht nur Außenpolitik in Princeton, übrigens als der erste deutsche Spitzenpolitiker je an einer amerikanischen Spitzen-Uni. Er praktiziert sie auch noch. Dieser Tage tat Fischer es im Iran, aus dem die Familie seiner Frau stammt.

Reden kann nicht schaden. Im Gegensatz zu dem, was manche meinen, ist vielleicht mit dem Iran noch nicht genug geredet worden. Manchmal hilft erhöhte Aufmerksamkeit gegen das Gefühl wachsender Geringschätzung. Aber Geduld muss der Reisende in Sachen Frieden haben. Er muss als Erstes zuhören, um was es alles geht. Danach erst kann er Rat geben, eine Sicht, seine Sicht der Dinge vermitteln. Das kann ein nicht offizieller Unterhändler eher als einer mit öffentlichem Auftrag.

Der inoffizielle Offizielle Fischer, der – noch bis Ende des Monats – als Mitglied des Bundestags reist, muss keinen Erfolg haben. Er muss nicht nach draußen wirken, nicht in erster Linie, obwohl Fischer immer wirkt. Er hat dementsprechend nicht direkt seinen Ruf zu verlieren. Vom Wesen der Aufgabe her ist es eine selbstlose, was – wenn man alles zusammen nimmt – eine doppelte Herausforderung für Fischer bedeutet.

Allerdings kann er das: vermitteln, verhandeln. Das Geschäft, wie wir es einmal nennen wollen, haben ihn die Jahre im Inland gelehrt, die bei den Grünen, und dann im großen Maßstab die Jahre im Außenamt. So kommt sein Name auch im Blick auf den Nahen Osten ins Gespräch. Dort hat er sowohl die Nähe als auch die Distanz, die zum Erfolg nötig ist. Die Reise in den Iran war nur ein Anfang, der Anfang seines zweiten Lebens. Befreit von operativer Politik, von der Aktenfron, vom Ackern im Amt, kann er das tun, was seine Stärke ist: Realitäten sehen. Ideen säen. Die Umsetzung obliegt ja anderen.

Hat Joschka Fischer Erfolg, hilft es der Bundesregierung, mit der er sich klugerweise abspricht, genauso wie dem freien Westen. Und es promoviert ihn: Dann gelangt er in die Liga der großen Vermittler von Martti Ahtisaari über James Baker bis hin zu Jimmy Carter. Nicht die schlechteste Gesellschaft.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false