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Cameron ließ das Unterhaus über einen möglichen Militärschlag in Syrien abstimmen - und scheiterte.

© dpa

David Cameron im Porträt: „Begreife, dass ein Angriff nicht gewünscht wird“

Dem britischen Premier David Cameron fällt seine eigene Partei in den Rücken. Das Unterhaus stimmt gegen eine militärische Intervention in Syrien und verpasst ihrem als arrogant geltenden Chef damit einen Denkzettel.

Die Woche begann schlecht für David Cameron. Am Strand von Cornwall fotografierten Paparazzi die von der Sonne gerötete, wenig gestählte Gestalt des Premiers, die sich unter einem Handtuch die Badehose herunterzuziehen versuchte. Dann kam der Anruf von US-Präsident Obama. Der Syrienangriff sollte beginnen. Cameron schlüpfte in den Anzug und brach den Urlaub ab.

Eigentlich war sein Sommer glänzend gelaufen. Drei Urlaube, gute Fortschritte beim Reparaturjob für Großbritannien. Die Wirtschaft wächst, die Beschäftigung steigt, Sozial- und Bildungssystem werden reformiert, die Europapolitik ist in ruhigeres Fahrwasser gelenkt, die Partei träumte sogar wieder von einem Wahlsieg 2015. Labour-Chef Ed Miliband dagegen hatte einen miserablen Sommer. Seine eigenen Leute forderten, er solle doch endlich einmal Politik machen. Umfragen bestätigten: Die Briten finden, Miliband sei ungeeignet für das Amt des Premiers.

Cameron sprach sich zunächst für eine militärische Intervention aus

Per Twitter hatte sich Cameron in der Downing Street zurückgemeldet: „Sondersitzung des Parlaments am Donnerstag. Ein klarer Regierungsantrag und ein Votum zur britischen Reaktion auf den Chemiewaffeneinsatz.“ Wieder einmal rüstete sich ein britischer Premier für den Kampf gegen einen brutalen Diktator.

Doch mit den Briten und ihrem Parlament hatte Cameron wohl nicht gerechnet – und erst recht nicht mit seinen Hinterbänklern. Sie witterten eine neue Irak-Verschwörung, wollten Beweise. Miliband setzte sich taktierend an ihre Spitze. Dem harten Kern der Tories, die Cameron in den Rücken fielen, ging es wohl weniger um Syrien, denn die Abstimmungsvorlagen waren ohnehin schon verwässert worden, als darum, dem als arrogant geltenden Chef eins auszuwischen. Und plötzlich stand Cameron ohne Badehose da.

Briten erschüttern mit der Entscheidung das Vertrauen der Amerikaner

„Auf die Briten können wir nicht mehr zählen“, hieß es nun in Washington. „Eine Farce“, schrieben die britischen Zeitungen. Ganz Aufgeregte sprachen von einem schwer verwundeten Premier und feierten Ed Miliband schon als kommenden Premier. Doch inzwischen sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Ausgerechnet der amerikanische Präsident nahm sich Cameron zum Vorbild. Auch Obama wird die Sache dem Parlament vorlegen. Camerons Eingeständnis der Niederlage wirkt nun wie ein staatsmännischer Akt: Ein Premier, der dem Parlament Macht zurückgibt. Das Auf und Ab in der Karriere des David Camerons geht also weiter.

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