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DAVID BARON DE ROTHSCHILD: „Nur die eigene Leistung zählt“

Er stammt aus einer Familie mit großer Geschichte. Und doch sagt David Baron de Rothschild: "Nur die eigene Leistung zählt". Seine Leistung ist es, dass er Dynastiezweige des Bankhauses aus England und Frankreich wiedervereinigt hat. Dafür wurde er am Montag zum "European Banker of the Year" gekürt.

Für David Baron de Rothschild ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln. Als er am Montag den Titel des „European Banker of the Year“ im Frankfurter Kongresszentrum entgegennahm, befand er sich ganz in der Nähe der Geburtsstätte der Rothschild-Dynastie in der Judengasse. Hier stand das gerade mal zehn Quadratmeter große Bankhaus seines Ur-Ur-Ur-Großvaters. Hier wurden täglich große Geldmengen durch das Kontor geschleust, in Säcke zu je 1000 Gulden verpackt und an die Armee weitergeliefert. Hier war der Stammsitz im Haus zum roten Schild, das der Familie den Namen gab.

Trotz vieler Rückschläge und Verfolgungen hat nicht nur der Name Rothschild bis heute überlebt, sondern auch die Bank. Das liegt auch an David Baron de Rothschild, der die Dynastiezweige aus England und Frankreich in der börsennotierten Holding Paris Orléans wiedervereinigte. Das ist auch die besondere Leistung, für die ihn die „Group 20+1“ auszeichnete, eine Vereinigung internationaler Journalisten am Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt.

Mit 26 Jahren wurde der Sohn aus reichem Hause an einem frühen Morgen des Jahres 1969 entführt und kam für ein Lösegeld von 200 Millionen Francs frei. Die Ehre, der Ruhm, die lange Geschichte der Familie, ist dennoch nichts, worüber David Baron de Rothschild allzu lange nachdenken würde. Er lebt nach dem Motto: „Nur die eigene Leistung im Leben zählt.“

Von den alten Zeiten sind die Rothschilds ja auch weit entfernt. Als die fünf Söhne des jüdischen Münzhändlers Mayer Amschel Rothschild im 18. Jahrhundert von Frankfurt aus in die Welt ausschwärmten, war James Rothschild in Paris besonders erfolgreich. Heinrich Heine kommentierte: „Geld ist der Gott unserer Zeit und Rothschild sein Prophet.“

Unter der Regierung von François Mitterrand wurde das Bankhaus 1982 verstaatlicht. Entsetzt siedelte der Vater des heute 69-jährigen David nach New York über. Nach dem Rückzug des Vaters vertrat David die französischen Bankinteressen und gründete 1984 die Rothschild-Bank neu. Aus kleinen Anfängen wurde Rothschild & Cie bald wieder zu einer einflussreichen Investmentbank. Statt wie früher pompös in der Rue Lafitte liegt das Hauptquartier jetzt allerdings in einem nüchternen Verwaltungsbau in der Avenue Matignon im achten Arrondissement.

Robert Landgraf, Thomas Hanke

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