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Meinung: Der alte Mann und die Macht

Die meisten Türken sehen in Regierungschef Bülent Ecevit zunehmend eine Belastung. Die tiefste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Republik und der Stillstand auf dem Weg nach Europa – das ist die Bilanz seiner Regierungszeit.

Die meisten Türken sehen in Regierungschef Bülent Ecevit zunehmend eine Belastung. Die tiefste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Republik und der Stillstand auf dem Weg nach Europa – das ist die Bilanz seiner Regierungszeit. Sein fortgesetzter Kampf um den Verbleib an der Macht wirkt sinnlos, kostet das Land jedoch wirtschaftlich wie politisch noch einmal einen hohen Preis. Seine Regierung kann kein Gesetz mehr verabschieden, weil sie im Parlament keine Mehrheit mehr hat – und trotzdem will der alte Mann bis 2004 weitermachen. Dazu sind ihm inzwischen alle Mittel recht, wie seine denunziatorischen Aufrufe zu Parteiverboten und sein kaum verhüllter Appell an die Militärs zeigen. Wenn es Neuwahlen gebe, dann könnten islamistische und kurdische Parteien gewählt werden, warnte er – und dann müsse am Ende das Militär eingreifen. Damit demonstriert Ecevit noch einmal sein überkommenes Politikverständnis, das die Türken einfach satt haben. Schon vor Krankheit und Krise kam Ecevit in Umfragen nicht einmal mehr auf zwei Prozent; inzwischen bekäme er wohl kaum noch ein einziges Prozent zusammen. Selbst die Börse schnellte mit der Aussicht auf seinen Abgang letzte Woche in Rekordgeschwindigkeit hoch. Dass sie auf seine neuen Manöver hin am Montag wieder absackte, lässt den Noch-Ministerpräsidenten offenbar ebenso kalt wie der Schaden, den er der zerbrechlichen türkischen Demokratie mit seinem verantwortungslosen Geschwätz zufügt. Je schneller Ecevit abtreten muss, desto besser für die Türkei. güs

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