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Ulrike Haider-Quercia

© Reuters

Ulrike Haider-Quercia: „Der Euro ist nicht mehr zu retten“

Jörg Haider ist ihr Vater und mit ihm hat sich sich oft über Europa gestritten. Nun tritt sie bei der Europa-Wahl an und klingt wie ihr Vater.

In Kärnten ist die Sonne vom Himmel gefallen. So hat es Gerhard Dörfler nach dem Unfalltod des Rechtspopulisten Jörg Haider im Oktober 2008 formuliert. Dörfler fiel damals die Aufgabe zu, die Geschicke des österreichischen Bundeslandes als Nachfolger des verunglückten Landeshauptmanns weiterzuführen.

Dörflers Amtszeit ist längst Geschichte, die Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) ohne ihren alten Chef in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Doch der Ausspruch über den Sonnengott ist zum geflügelten Wort geworden für das heruntergewirtschaftete Kärnten. Nun könnte wieder ein Stern aufgehen, der seinen Namen trägt: Haiders älteste Tochter wird für das BZÖ bei der Europawahl antreten. Ulrike Haider-Quercia ist Spitzenkandidatin der Partei, die ihr Vater 2005 gründete. Die 37-jährige Politologin und promovierte Juristin tritt dabei in die Fußstapfen ihres Vaters und betont ihre europakritische Haltung. Sie sei zwar glühende Europäerin, die lange Zeit in Paris und Rom gelebt hat, sie ist mit dem italienischen Politberater Paolo Quercia verheiratet und hat leidenschaftlich mit ihrem Vater über die Chancen eines gemeinsamen Europas gestritten – doch dies sei nicht mehr ihr Europa. Auch die Einheitswährung sieht Haider skeptisch. „Der Euro ist nicht mehr zu retten“, sagt sie.

So wortgewaltig und konsequent wie einst ihr Vater tritt sie allerdings nicht auf. In der EU sei ein „unpolitischer, unbelasteter Zugang zur Politik“ wichtig. Ihr Auftreten wirkt aber eher unerfahren. Sie widerspricht sich in Interviews in grundlegenden europapolitischen Punkten. So hätte sie bei der Abstimmung über den EU-Beitritt Österreichs vor 20 Jahren dagegen gestimmt, wenn sie damals schon 18 gewesen wäre; heute würde sie für einen Verbleib stimmen. „Ich glaube an dieses Europa“, sagte sie dem Magazin „profil“. Gleichzeitig fordert sie in einem Fernsehinterview mit dem ORF eine Abstimmung über den Euro-Austritt und dann sogar den Nato-Beitritt für das neutrale Österreich.

Auch wenn sie gemäßigter und liberaler auftritt als ihr Vater und diesen zumeist in ein allzu positives Licht rückt, so versteht sie dennoch schon gut, die populistische Karte zu spielen, wenn sie zum Beispiel dafür plädiert, die EU-Hilfsgelder an Griechenland endlich zu stoppen. Die EU diene mit den Milliardenhilfen nur den Banken und sei damit „Steigbügelhalter für krumme Geschäfte“. Gehört wird sie – glaubt man den Umfragen – bisher kaum.

Ingo Hasewend

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