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Meinung: Der Feind sitzt nebenan

BEDROHTE WAFFENRUHE IN NAHOST

Die Pessimisten werden sich bestätigt sehen: Der Versuch der palästinensischen Führung, gegen mutmaßliche Terroristen vorzugehen, wie das die Road Map verlangt, endete erfolglos. Die Männer können bleiben, wo sie sich bisher versteckten: in Arafats Hauptquartier, was einmal mehr Licht auf seine zweideutige Rolle im Friedensprozess wirft. Und doch zeigen die Ereignisse, dass die Verhältnisse in Bewegung geraten sind. Dass dies alles nur eine abgesprochene Komödie war – Premier Mahmud Abbas und Präsident Arafat tun so, als wollten sie gegen Extremisten vorgehen, um sogleich vor dem gefährlichen Widerstand zurückzuweichen, am Ende bleibt alles beim alten – ist angesichts der Feindschaft zwischen Abbas und Arafat unwahrscheinlich. Entweder hat Abbas Arafat überrascht, so dass der gezwungen war, sich offiziell gegen seine AlAksa zu stellen. Oder Arafat ging von sich aus auf Distanz zu den Militanten, weil er aus dem Spiel zu geraten droht und Bewegungsfreiheit gewinnen muss. Am bemerkenswertesten aber ist, wie die Extremisten die Drohung einsetzten, die Waffenruhe zu beenden – nicht gegen Israel, sondern gegen die eigene Führung. Im Friedensprozess spitzt sich zwar auch das Ringen der palästinensischen und der israelischen Regierung um die Kompromisse zu. Vor allem aber treibt er die Erkenntnis voran, dass die Feinde des Friedens nicht nur „drüben“ sitzen, sondern im eigenen Volk. cvm

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