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Meinung: Der Verzicht kann dauern

ARBEITSZEITVERKÜRZUNG BEI TELEKOM UND OPEL

Vor ein paar Wochen wurde in Wolfsburg Geburtstag gefeiert, die Vier-Tage-Woche wurde Zehn. VW-Personalvorstand Peter Hartz und die IG Metall hatten sich in der Krise 1993/94 auf den großen Wurf geeinigt und auf diesem Weg rund 30 000 Stellen gerettet. Im Krisenjahr 2003 macht das Beispiel Schule. Die öffentlich Bediensteten des Landes Berlin arbeiten in den nächsten Jahren rund zehn Prozent weniger – bei entsprechend geringeren Bezügen. Die Telekom strebt eine ähnliche Vereinbarung an und will damit 10 000 Mitarbeiter vor der Entlassung bewahren. Und bei Opel verhandelt der Vorstand mit dem Betriebsrat über die 30-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, damit die Firma im nächsten Jahr mal wieder einen Gewinn einfährt; das letzte Mal gab es 1998 schwarze Zahlen in Rüsselsheim. Alle diese drastischen Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich sind Notoperationen mit hoher Wirksamkeit: Die Lohnbelastung sinkt sofort und die Unternehmen sparen darüber hinaus hunderte Millionen Euro, die bei Entlassungen für Abfindungen gezahlt werden müssten. Die Arbeitnehmer haben mehr Freizeit für weniger Geld und müssen damit klar kommen. Immerhin sichert der Verzicht ihren Arbeitsplatz. Hoffentlich. Denn die radikale Zwangsverkürzung von Arbeitszeit und Lohn ist für alle Beteiligten keine Dauerlösung. Die Autohersteller brauchen höheren Absatz und mehr Wachstum – genauso wie der öffentliche Dienst. alf

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