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Meinung: Der Weg in den Krieg

Die USA sollten vorerst nicht direkt mit Iran verhandeln

Es klingt so gut. Sollen doch die Amerikaner direkt mit Iran über das Atomprogramm verhandeln. Präsident George W. Bush könnte endlich die internationale Führungsrolle ausfüllen, die er für sich reklamiert. Doch nicht nur der hämische Ton, auch die Forderung an sich ist Unfug.

Denn in direkten Verhandlungen müsste der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad der arabischen Welt zeigen, wie tief er den großen Feind in die Knie zwingen kann. Er würde Forderungen stellen, die kein amerikanischer Präsident erfüllen kann. Der Preis wäre zu hoch, die Folge vermutlich doch wieder Krieg.

Man muss aber nicht nur vom Ende her denken, um gegen direkte Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt zu sein. Das iranische Atomprogramm ist nicht zuallererst eine Bedrohung der Amerikaner. Direkt ist Israel bedroht, mindestens indirekt sind wir es, in Europa und in Deutschland. Warum also sollten die USA in unserem Namen mit Iran verhandeln? War es denn nicht gerade ein berechtigter Kritikpunkt, dass die USA sich zum Retter der westlichen – unserer – Werte ernannt haben und in den Irak einmarschiert sind?

Diese Haltung entspräche auch der Kontinuität der deutschen Außenpolitik. Schließlich waren es Gerhard Schröder und Joschka Fischer, die Multilateralismus gepredigt haben. Aus der Ablehnung des Irakkriegs wurde unter diesem Begriff ein ganzes außenpolitisches Konzept. Und zwar ein kluges.

Die Welt muss zusammenhalten, muss sich im Fall Iran der Vereinten Nationen bedienen. Die Vetomächte Russland und China müssen in eine gemeinsame Lösung eingebunden wurden – von den USA, mit deutscher Hilfe. Zwar mag Russland wirtschaftliche, wohl auch machtpolitische Interessen in der Iranfrage verfolgen. Aber auch Russland kann kein Interesse daran haben, dass Iran die Atombombe besitzt.

Es gibt keine Wahl. Nur Verhandlungen in New York können das Problem lösen. Hinziehen werden sie sich, während das Atomprogramm weiterläuft und die atomare Bedrohung durch Iran wächst. Im besten Fall finden die Vetomächte und die Staaten, von denen Iran besonders abhängig ist, eine gemeinsame Linie, die das Land rechtzeitig zum Einlenken zwingt. Das mag einem wie eine Wunschvorstellung vorkommen. Doch gelingt es nicht, werden am Ende die USA doch direkt mit Iran verhandeln. Und weil es dann vermutlich nichts mehr zu verhandeln gäbe, würden Ultimaten folgen. Das wäre dann der Punkt, an dem es kein Zurück gibt; an dem die Präsidenten der USA und Irans nur noch über das Ausmaß des Unheils entscheiden, in das sie die Welt stürzen.

Direkte Verhandlungen zwischen den USA und Iran führen direkt in den Krieg. Das aber kann man aus deutscher, aus europäischer Perspektive weder jetzt noch in einigen Monaten wollen.

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