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Meinung: Die Autonomie stirbt zuletzt

Der Nahe Osten steht am Wendepunkt. Die Sprache der Nachrichten vermag das schwer zu fassen.

Der Nahe Osten steht am Wendepunkt. Die Sprache der Nachrichten vermag das schwer zu fassen. "Selbstmordanschlag" und "Vergeltung" wiederholen sich seit Jahr und Tag in tödlichem Regelmaß. Es hat sich jedoch eine Dynamik in Gang gesetzt, die alles verändern und doch zu keiner Lösung führen wird, sofern niemand den Mechanismus unterbricht. Premier Scharon hat zur ultimativen Drohung gegriffen: den Palästinensern alles zu nehmen, wenn die Anschläge nicht aufhören; die Institutionen und Aushängeschilder der Autonomie - also am Ende die Autonomie selbst. Dieser Logik gehorchen die jüngsten Vergeltungsaktionen, die Zerstörung der Polizeistationen, des Flughafens von Gaza, der Behörden. Und ebenso das Bild, das sich gestern nackt und brutal bot: Panzer, die ihre Rohre auf Arafats Hauptquartier richten. Man wagt es kaum, sich die zwingend folgende Szene vorzustellen - falls eine weitere Gewalttat folgt. Scharon sagt, er wolle der palästinensischen Führung "eine Lektion erteilen, die sie nicht vergessen wird". Zeigt der Druck Wirkung - und den gewünschten? Der letzte Anschlag wurde nicht im "besetzten" Siedlergebiet verübt, sondern in Israels Kernland; nicht von extremen Gruppen wie Hisbollah oder Jihad, sondern von Arafats Fatah. Wenn die Autonomie stirbt, verliert Arafat alles. Aber was gewinnt Scharon? Mehr Sicherheit für Israel? Das wird er selbst nicht glauben.

cvm

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