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Meinung: Die Botschaft der Bomben

Von Clemens Wergin

Der neuerliche Anschlag im Gazastreifen zeigt, was palästinensische Terroristen von Demokratie halten: gar nichts. Eben erst hat eine große Mehrheit Mahmud Abbas unter dem Motto „Die Gewalt muss aufhören“ zum neuen Palästinenserpräsidenten gewählt. Wenige Tage später sprengen Extremisten von Hamas, den AlAqsa-Brigaden und den „Volkswiderstandskomitees“ sechs israelische Zivilisten an einem der wenigen Übergänge in den Tod, die Gaza mit der Außenwelt verbinden. Abbas darf sich düpiert fühlen, zusammen mit 62 Prozent der Palästinenser, die seinen moderateren Kurs unterstützt haben.

Die Wahl am Sonntag hat den Richtungs- und Führungskampf bei den Palästinensern nicht etwa beendet, sondern neu entfacht. Zwar würden die Extremisten es im Moment nicht wagen, Abbas als neuen Präsidenten in Frage zu stellen. Doch innerhalb von Abbas’ Fatah-Bewegung – aus der die Al-Aqsa-Brigaden stammen – und zwischen der neuen Regierung und den Radikalen ist ein Kampf um Posten und Zuständigkeiten entbrannt. Manche der „Warlords“ in Gaza und der Westbank fürchten um ihre Posten, wenn Abbas die Zahl der Sicherheitsdienste von zwölf auf drei reduziert. Und die Islamisten wollen in den Waffenstillstandsverhandlungen mit Abbas möglichst viele Zugeständnisse erreichen. Deshalb klingen die Parolen der Terroristen vom nationalen Befreiungskampf so hohl. In Wirklichkeit mussten sechs Israelis sterben, weil die Extremisten den innenpolitischen Druck auf Abbas erhöhen wollen, um mehr Zugeständnisse zu erreichen.

Was für Folgen der Anschlag für die Menschen in Gaza hat, ist den Radikalen egal. Der Karni-Checkpoint ist der wichtigste Umschlagplatz für den Export von in Gaza hergestellten Produkten wie auch für den Import von Lebensmitteln und Medikamenten. Diese und andere Passierstellen werden aus Sicherheitsgründen jetzt erst einmal geschlossen. Es wäre schon viel geholfen, wenn eine Mehrheit der Palästinenser endlich einsehen würde, welch zynisches Spiel die Extremisten mit ihnen treiben, um ihre eigenen politischen und ideologischen Ziele voranzubringen.

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