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Benedikt XVI.: Die Moral der Papst-Gegner

Die Linke will der Rede von Papst Benedikt XVI. Ende September im Deutschen Bundestag demonstrativ fernbleiben. Für Malte Lehming ein klarer Beleg: Linke hetzen über den Katholizismus kaum anders als Rechtspopulisten über den Islam.

Wenn der Holländer Geert Wilders über den Islam redet, klingt das nicht nur ketzerisch, sondern ist es auch. Ob Terror oder Scharia, Kopftücher oder Moscheen, Homophobie oder Israelfeindschaft: Die Liste der Vorhaltungen, die Wilders den Muslimen macht, ist lang. Darum bekämpft er sie – und den Islam. In dasselbe Horn wie Wilders tuten seine Adepten, wie etwa der Kandidat der „Freiheit“ in Berlin, René Stadtkewitz.

Kritisiert werden sie dafür von vielen Menschen. Besonders scharf fallen die Empörungsnoten in Kreisen der Linkspartei aus. „Extrem rechte Parteien“ machten „Wahlkampf auf Kosten von in Deutschland lebenden Muslimen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, es werde „gegen den Islam gehetzt“, die „Angst vor Islamisierung geschürt“. In einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung wird die „steigende Islamophobie“ in der Bundesrepublik beklagt, wodurch der „öffentliche Frieden, das friedliche Zusammenleben der Menschen und das Grundrecht auf Religionsfreiheit“ in diesem Land gefährdet seien.

Nun dürfte es unstrittig sein, dass man nicht nur gegen den Islam hetzen kann, sondern auch gegen andere Religionen, den Buddhismus, den Konfuzianismus, das Judentum oder Christentum. Der höchste Vertreter des Christentums, Papst Benedikt XVI., besucht demnächst Berlin. Unter anderem wird er im Bundestag reden. Dieser Rede wollen rund die Hälfte der 76 Mitglieder der Linksfraktion demonstrativ fernbleiben und stattdessen gegen den Papst demonstrieren.

Zur Begründung heißt es in diversen Publikationen: Der Papst sei „das Staatsoberhaupt des einzigen explizit antidemokratischen Staates in Europa“, der Vatikan habe „eng mit den deutschen und italienischen Faschisten kooperiert“, die Glaubenskongregation im Vatikan, an deren Spitze Joseph Ratzinger lange Zeit stand, sei „die Nachfolgerin der Inquisition, die im Mittelalter für die Hexenverfolgung verantwortlich war“, die Moral der katholischen Kirche sei sexualfeindlich, frauenfeindlich und homophob, die Aussagen zur Aidsverhütung „verbrecherisch“.

Nein, da gibt’s keinen Unterschied: Deutsche Linke hetzen über den Katholizismus kaum anders als Rechtspopulisten über den Islam. Ob Ulla Jelpke oder René Stadtkewitz, Andrej Hunko oder Geert Wilders – auf beiden Seiten findet sich dieselbe Lust an Beleidigung, Verachtung und am Hass. Wenn einer wie Stadtkewitz den öffentlichen Frieden stören und die Religionsfreiheit missachten sollte, dann steht er darin seinen Kritikern auf der Linken in nichts nach. Islamophobie und Katholizismus-Phobie sind zwei Seiten derselben Medaille.

Nun ließe sich einwenden, die Islamophobie richte sich gegen eine Minderheit, die des besonderen Schutzes der Mehrheitsgesellschaft bedürfe. Doch ganz so einfach ist es nicht. In vielen Orten in Deutschland bilden Christen heute eine Minderheit. In Leipzig sind es zwölf Prozent, im Hamburger Stadtteil Veddel 15 Prozent. Auch in Berlin gibt es Gegenden, in denen inzwischen mehr Muslime als Christen leben. Religionskritik ist erlaubt. Sie aber auf linker Seite gegen den Katholizismus als geboten zu deklarieren, aber gleichzeitig die von rechts gegen den Islam zu verdammen – das zeugt von doppelter Moral.

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