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Hamad bin Isa bin Salman al Khalifa: „Die Türen für Dialog waren und sind immer offen“

Die Proteste in Bahrain gegen das Formel 1-Rennen haben ihn wieder einmal in das Licht der Öffentlichkeit gerückt: Unter König Hamad bin Isa bin Salman al Khalifa schlingert Bahrain zwischen Reform und Unterdrückung. Ein Porträt.

Er zeigt sich nur noch selten in der Öffentlichkeit. Seit mehr als einem Jahr begehren seine schiitischen Untertanen nun schon gegen die Herrschaft von Bahrains König Hamad bin Isa bin Salman al Khalifa auf. Sie fühlen sich von ihm und der sunnitischen Herrscherkaste, die seit 200 Jahren den kleinen Inselstaat regiert, politisch und wirtschaftlich diskriminiert. Sie klagen über Probleme bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Ihre Dörfer wirken ärmlich und vernachlässigt, in Regierungs- und Führungsämtern sind sie praktisch nicht vertreten. Viele junge Schiiten sind arbeitslos, obwohl in Bahrain mindestens die Hälfte aller Einwohner Gastarbeiter aus Europa und Asien sind.

Durch ihre Proteste gegen den Grand Prix von Bahrain der Formel 1 haben sie ihre Anliegen erneut in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt. Denn sie wollen nicht länger von König Hamad und seinem Familienclan regiert werden. Der umstrittene Monarch erhielt seine Ausbildung in Großbritannien. In den USA absolvierte er ein Offizierstraining, seit den 90er Jahren ist Bahrain der Stützpunkt der 5. US-Flotte im Persischen Golf. 1999 rückte der heute 61-Jährige an die Spitze des Scheichtums, drei Jahre später erklärte er sich dann selbst zum König. Unter seiner Regentschaft stieg Bahrain zu einem wichtigen Finanzzentrum in der arabischen Welt auf, bis im Februar 2011 – inspiriert durch den Arabischen Frühling – die schiitische Mehrheit aufzubegehren begann. Über 30 Menschen sind seither ums Leben gekommen, Hunderte wurden gefoltert, zahlreiche Oppositionelle willkürlich ins Gefängnis geworfen. Doch das Land kommt nicht zur Ruhe.

Die Königsfamilie ist gespalten, ihr jüngerer Flügel plädiert für Konzessionen und Reformen. Dagegen kennt die alte Garde um Premierminister Khalifa bin Salman al Khalifa, der seit über 40 Jahren im Amt ist, nur die Sprache der Gewalt. König Hamad selbst hatte vor einem Monat noch feierlich versichert, „die Türen für Dialog waren und sind immer offen“. Man sei „entschlossen zu Reformen auf allen Gebieten“. Für Amnesty International sind das nur leere Worte: Die Schritte des Königs seien „oberflächlich und halbherzig“. Nach wie vor gebe es zahlreiche Berichte über Folter und Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt durch die Polizei, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Auch sei bisher kein hoher Offizier für die Massenfolter von Gefangenen im Frühjahr 2011 zur Verantwortung gezogen worden. Martin Gehlen

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