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Meinung: Die Zukunft gestundet

Von Alfons Frese

Die Zukunft dauert fünf Jahre. Bis 2010 sind die OpelMitarbeiter in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern sicher. Was dann wird, wissen nicht einmal die Bosse von General Motors in Detroit. Die amerikanische Mutter von Opel, Saab und Vauxhall hatte im vergangenen Herbst die Geduld verloren mit ihren europäischen Töchtern. Verständlich, denn seit Jahren muss GM die Verluste in Europa ausgleichen. Allein 2004 gab es ein Minus von fast 600 Millionen Euro. Mit der Umsetzung des Sanierungskonzeptes – allein bei Opel fallen 9000 Arbeitsplätze weg, fast jede dritte Stelle – spart GM künftig 500 Millionen Euro im Jahr. Damit kommen die schwarzen Zahlen also in Sichtweite.

GM hat sich fair verhalten und ermöglicht mit großzügigen Abfindungen eine Sanierung ohne betriebsbedingte Kündigungen. Aber was machen die paar tausend Opelaner, die mit Abfindung in einer Beschäftigungsgesellschaft landen, demnächst beruflich? Zumindest für die meisten Bochumer ist die Antwort niederschmetternd: gar nichts. Wer seinen Arbeitsplatz behält, bekommt in den nächsten Jahren kaum mehr Geld, künftige Tariferhöhungen werden mit übertariflichen Leistungen verrechnet. Das ist in Ordnung, denn die Menschen behalten ihr gegenwärtiges Monatseinkommen als feste Grundlage für die Lebensplanung. Mindestens bis 2010.

Ein wesentlicher Auftrag für alle Beteiligten ist im Zukunftsvertrag vom 4. März 2005 nicht festgeschrieben: das Unternehmen, die Fabriken und die Arbeitsplätze über 2010 hinaus sicher zu machen. Das heißt profitabel zu machen. Immerhin sind bis Ende des Jahrzehnts rund 30 neue Autos geplant, die hoffentlich an die zuletzt sehr guten Modelle anknüpfen. Und hoffentlich sind die Chefs des größten Autokonzerns der Welt Manns genug sich einzugestehen, wer vor allem an dem Opel-Desaster Schuld hat. Sie selbst nämlich. Der Wirrwarr um Kompetenzen zwischen Detroit, der Europazentrale in Zürich und Rüsselsheim sowie die marktfernen Entscheidungen in Nordamerika haben die Marke Opel in den vergangenen Jahren schwer beschädigt. Wenn die Rüsselsheimer mehr selbst zu entscheiden gehabt hätten, wäre es wohl nicht so bitter gekommen. Hätte, wenn und aber. Das zähe Ringen mit Detroit geht weiter, denn noch immer ist nicht entschieden, wo der nächste Astra, das wichtigste Auto von Opel, entwickelt wird. Für das Technische Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und für Opel insgesamt ist das enorm wichtig. Für die Zukunft nach 2010.

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