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Meinung: „Diese Kolumne …

… ist nun die letzte.“ Auf einem der besseren Empfänge im politischen Berlin sieht er wie der souveräne Gastgeber aus: exquisite Anzüge, formvollendete Einstecktücher, tadellose Umgangsformen.

… ist nun die letzte.“

Auf einem der besseren Empfänge im politischen Berlin sieht er wie der souveräne Gastgeber aus: exquisite Anzüge, formvollendete Einstecktücher, tadellose Umgangsformen. Dabei ist Graf Nayhauß Gast und Journalist zugleich, gehört mithin einem Berufsstand an, der nicht immer durch Benimm und Outfit überzeugen will. Mainhardt Graf von Nayhauß-Cormons will auf jeden Fall überzeugen, in seiner Erscheinung und seiner Person, als journalistische Größe und politischer Kolumnist. Über 4000 Beiträge stammen aus der Feder des heute 79-Jährigen für die „Bild“, die er erst in der Kolumne „Bonn vertraulich“, dann in „Berlin vertraulich“ veröffentlichte.

Nayhauß hat darüber mitbestimmt, wer wichtig in der politischen Gesellschaft ist, und wer sich wichtig fühlen darf. Die Mächtigen dieses Landes und der Welt haben den Journalisten in Kanzler- und Präsidentenmaschinen mitgenommen. Was er geschrieben hat, rührt aus der Nahaufnahme her und zugleich aus dem Tornister des präzise arbeitenden Journalisten: Handarchiv, opulentes Telefonbuch, offene Augen und Ohren. Nicht alle haben sich über die Kolumnen des parteilosen Nayhauß gefreut, aber ewige Feindschaft war und ist gefährlich bei einem Journalisten, der täglich zwölf Millionen Leser erreicht. Kein Frontschwein des Politbetriebs, mehr ein Trüffelschwein: Nayhauß hat das „Polittainment“ erfunden, als es den Begriff noch gar nicht gab.

Der Berliner begann 1956 als Bonner „Spiegel“-Korrespondent seine Karriere in der Nähe der Kanzler, Minister, Abgeordneten. Nach „Spiegel“, „Stern“, „Quick“, „Bunte“, „Welt“ schreibt er seit mehr als 20 Jahren seine „Bild“-Kolumne. Es sei die meistgelesene, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder, als Nayhauß, eine Institution der Bonner und dann der Berliner Republik, Ende 2000 seine Erinnerungen vorlegte. Seine Überzeugung von Berlin als der einzig möglichen Hauptstadt unterstreichend, hat Nayhauß am Pariser Platz mit Blick auf das Brandenburger Tor Quartier genommen.

Zum Trost für seine Leser: Die „Bild“-Kolumne am Dienstag wird der letzte Text von Nayhauß gewesen sein. Gedanken an einen Ruhestand lässt er nicht zu. Er liebt seine Arbeit, sein Renommee und seinen Einfluss. Den wird er künftig in „Nayhauß: Top Ten“ geltend machen. Der grobkörnige Hugo Müller-Vogg wird „Berlin vertraulich“ als „Berlin intern“ fortschreiben. Stil und Umgangsformen könnten leiden.

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