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Meinung: Dortmund

Letzte Woche in einem Restaurant in Malmö. Kellner: „Hey guys, welcome.

Letzte Woche in einem Restaurant in Malmö. Kellner: „Hey guys, welcome. Where are you from?“ Gast: „Germany“. „Okay, nice. Where in Germany – Dortmund?“ „No, we’re from Berlin. Why did you say Dortmund, you like football?“ „Yes, of course, love it.“ „Yeah, and Dortmund has to win in Wembley. We don’t like Bayern München.“ „Same here. Bayern München must lose that match. Die Schweine.“ So weit der kleine Dialog. Der Kellner hat tatsächlich Schweine gesagt, was natürlich eine Sauerei ist und nicht geht. Wie kann das aber sein, dass selbst im kühlen Schweden ein Fußballverein solche Äußerungen provoziert?

In Deutschland hat kein anderer Verein so viele Mitglieder und Fanclubs, so viel Geld und Stars wie der FC Bayern. Weil nichts erfolgreicher ist als der Erfolg, wenn es läuft, dann kommt vieles wie von selbst; dazu hat Uli Hoeneß den Club großartig gemanagt. Chapeau – müsste eigentlich auch der Schwede sagen.

Doch ausgerechnet in diesem Jahr, wo die Meisterschaft wirklich spielerisch gewonnen wurde und zwei Endspielsiege binnen der nächsten acht Tage möglich (wenn nicht wahrscheinlich) sind, ist die Distanz so groß wie nie. Und das ist nicht nur der übliche Neid der Verlierer. Es ist das Unbehagen über das „Mia san mia“; das hatte einst Charme, steht inzwischen aber für den Machtanspruch eines Konzerns, der seine Wettbewerber plattzumachen versucht, sobald sie ihm zu nahekommen. Es ist das Gebaren eines Monopolisten, der die Spielregeln diktiert, der immer mächtiger wird und nicht mehr verlieren kann, weil er in seiner Hybris nur Platz eins kennt. Monopole funktionieren aber nur begrenzt. Auf Dauer wird der Monopolist satt und fett und träge, weil der Wettbewerb fehlt. Deshalb wäre ein Sieg von Borussia Dortmund präventiv von hohem Wert, gewissermaßen eine therapeutische Niederlage für die Bayern. So wie in den vergangenen Jahren.

Zwei Meisterschaften der Borussia und der DFB–Pokalsieg im vergangenen Jahr haben die Bayern in Schwung gesetzt. Die Mannschaft wurde aufgerüstet wie nie und spielte in dieser Saison auch besser: schneller im Angriff mit Mandzukic und Müller, extrem sicher im defensiven Mittelfeld mit Schweinsteiger und Martinez, überragend auf den Außenverteidigerpositionen mit Alaba und Lahm. Das bräsige Ballgeschiebe und dann irgendwann ein Dribbling von Ribery oder Robben – das hatte die Bayern in den vergangenen Jahren berechenbar gemacht. Und schlagbar für das junge Team der Dortmunder, die schneller kombinierten als die arrivierten Bayern.

Als dann auch noch Marco Reus zu den Dortmundern ging und nicht zu den Bayern („Wenn wir einen Spieler wollen, dann bekommten wir den auch“), da war das Maß voll. Inzwischen haben die Bayern so viele gute Spieler im Kader, dass schon die zweite Mannschaft stärker ist als fast jeder andere Bundesligist. Außer Dortmund. Das darf natürlich nicht so bleiben, sodass nicht nur der teuerste Trainer der Welt (Guardiola), sondern auch der Dortmunder Ballkünstler Mario Götze eingekauft wurde. Die bayerischen Plutokraten bestimmen den Fußball – und machen das Spiel kaputt. Deshalb müssen sie am Samstag verlieren. Und sie werden verlieren, wenn sie die Schwelle vom Selbstbewusstsein zur Selbstgefälligkeit bereits überspielt haben.

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