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Dresdens Integrationsansatz: Gelernt für die Zukunft

Der Mord an an Marwa al-Sherbini, studiert, gebildet, integriert, ist mit dem angemessen harten Urteil für ihren Mörder nicht erledigt. Er stellt zwangsläufig die Frage nach der Modernität und Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

Ein Jahr nach dem Tod der aus Ägypten stammenden Dresdnerin Marwa al-Sherbini, der Frau, die wegen ihres Kopftuchs erstochen wurde, bleibt die Frage: Hat irgendwer etwas aus diesem Mord gelernt? Die Veranstaltungen in der vergangenen Woche lassen darauf schließen, dass in Dresden selbst etwas angekommen ist: Die sächsische Justiz war während der Gedenkstunde im Landgericht, dem Tatort, sehr prominent und zahlreich vertreten, der Justizminister fand die richtigen Worte, als er jede Form von Rassismus einen Angriff nicht nur auf einzelne Diskriminierte, sondern auf die gesamte Gesellschaft nannte. Der Rest ist leider fast völliges Schweigen gewesen, Politik und Medien rangen sich bis auf Ausnahmen zu ein bisschen routiniertem – und auch reduziertem – Gedenken durch. Man hat schließlich andere Probleme, fühlt täglich der Koalition den Puls und fragt, wie viel Tattoo das Bundespräsidentenpalais verträgt. Aber vielleicht ist die Beschäftigung mit al-Sherbini ja auch einfach zu schmerzhaft. Der Mord an dieser Frau, studiert, gebildet, integriert, ist mit dem angemessen harten Urteil für ihren Mörder nicht erledigt. Er stellt zwangsläufig die Frage nach der Modernität und Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Dieses Land ist auf Köpfe von draußen angewiesen. Sie werden draußen bleiben, wenn sie ausgrenzende Schulsysteme, Misstrauen, ja Hass bis zum Mord fürchten müssen. In Dresden, das mit viel ausländischem Geld und Manpower zum Hightech-Standort wuchs, scheint man das langsam zu begreifen. Die Botschaft muss aber überall ankommen. ade

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