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Meinung: Ehrlich machen

POWELL KORRIGIERT SICH

Äußerst nervös waren viele Gegner des IrakKrieges, als US- Außenminister Powell im Februar 2003 vor den UN-Sicherheitsrat trat, um dort Beweise für Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen vorzulegen. Nach der von Dias und Tonbandmitschnitten unterstützten Präsentation, bei der Schaubilder über angebliche mobile Labors für Chemiewaffen eine wichtige Rolle spielten, überwog auch bei manchen deutschen Außenpolitikern die Erleichterung: Einen schlagenden Beweis habe der US-Chefdiplomat der Weltöffentlichkeit nicht geliefert, hieß es damals, die Anti-Kriegs-Argumentation sei nicht erschüttert. Mehr als ein Jahr später sind im Irak noch immer keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden. Zumindest ein amerikanischer Spitzenpolitiker aber besitzt nun die Größe und räumt ein, dass einer der Kernbeweise von damals vielleicht keiner war. Die von ihm verwendeten Angaben für zwei mobile Labors seien möglicherweise falsch gewesen, bekennt nun der Außenminister. Die deutsche Freude über das Eingeständnis dürfte sich in Grenzen halten. Denn US-Quellen beschuldigen ausgerechnet den BND, er habe doch die falschen Erkenntnisse geliefert. Nachzuprüfen sind Geheimdienst-Beschuldigungen selten. Sicher ist dagegen, dass damals in Washington eigens eingerichtete Arbeitsstäbe systematisch Belege gegen den Irak aufbauschten, bevor sie nach oben weitergegeben wurden. Deshalb ist Powells Schritt eine Aufforderung an seine ganze Regierung, sich ehrlich zu machen. Das könnte nicht nur im Wahlkampf nützlich sein, sondern auch das Vertrauen der Verbündeten zu Washington wieder stärken. hmt

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