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Meinung: Ein Gesamtkunstwerk

Man kann Konzernchef Hartmut Mehdorn förmlich toben sehen: Da baut die Bahn einen 700 Millionen Euro teuren Hauptbahnhof für Berlin, ändert allerdings hier und da am Entwurf, ohne den Architekten zu fragen – und dann hat Meinhard von Gerkan tatsächlich die Stirn, sich gegen solche Selbstherrlichkeiten juristisch zu wehren! Die Bahn focht das nicht an, sie baute, wie’s ihrem an Architektur herzlich desinteressierten Chef beliebt – und hat jetzt vor dem Landgericht das Nachsehen.

Man kann Konzernchef Hartmut Mehdorn förmlich toben sehen: Da baut die Bahn einen 700 Millionen Euro teuren Hauptbahnhof für Berlin, ändert allerdings hier und da am Entwurf, ohne den Architekten zu fragen – und dann hat Meinhard von Gerkan tatsächlich die Stirn, sich gegen solche Selbstherrlichkeiten juristisch zu wehren! Die Bahn focht das nicht an, sie baute, wie’s ihrem an Architektur herzlich desinteressierten Chef beliebt – und hat jetzt vor dem Landgericht das Nachsehen. Denn Gerkans lichtes Gewölbe für das Untergeschoss, das die Bahn durch eine dumpfe Flachdecke ersetzte, muss nun nachträglich gebaut werden. Sogleich droht der Konzern mit enormen Zusatzkosten. Darüber wird in der Berufungsverhandlung zu sprechen sein. Schließlich geht es um die sorgfältige Güterabwägung zwischen dem Urheberrecht des Architekten und dem Kostenrisiko des Bauherren. Mehdorns Vorgänger hatten den Mut, sich auf Gerkans wahrhaft hauptstädtischen Entwurf einzulassen. Von einem „Gesamtkunstwerk“ sprach das Gericht bereits vor einem Jahr. Genau das gilt es zu retten: nicht irgendeinen Rechnungsposten, sondern ein Gesamtkunstwerk für Berlin, für die Hauptstadt, für alle Bürger. BS

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