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Ein Zwischenruf zur …: … Karriere

Barbara John über Parteien, Kammern und Innungen, die als Arbeitsverhinderer agieren.

Es als Einwanderer in den USA vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen, ist wohl eher die Ausnahme als die Regel. Es ist allerdings die Norm, nach kurzer Zeit im erlernten Beruf weiterarbeiten zu können. Im Unterschied zu Deutschland. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein anderes „Karrieremuster“ durchgesetzt: vom Ingenieur zum Tellerwäscher.

Nun soll, nach Bekundungen der Integrationsbeauftragten des Bundes, alles besser werden: Schluss mit der Vergeudung von beruflichem Können, das im Ausland erworben wurde! Endlich! Jüngere gut Qualifizierte werden dringend gebraucht. Wir alle würden profitieren, wenn freie Arbeitsstellen besetzt werden könnten. Tausende, die schon im Land sind, hoffen nun auf ein praxisnahes Verfahren, ihre im Ausland erworbenen Abschlüsse bewerten zu lassen und ihre Qualifikationen aufzufrischen.

Sie werden weiter warten müssen; Denn die Koalitionsparteien im Bund können sich schon im Vorfeld nicht einigen über das Anerkennungsverfahren.

Wieder zeigt sich, dass die Politik immer noch nicht begriffen zu haben scheint, wie zentral – neben der Bildung – die Arbeit ist für eine erfolgreiche Eingliederung. Jahrzehntelang bekamen Neuzuwanderer eine Arbeitserlaubnis erst nach jahrelanger Wartezeit; hatten sie sich schließlich die Erlaubnis „ersessen“, wurde oft der konkrete Arbeitsplatz abgelehnt, wenn der Stundenlohn auch nur minimal unter dem Ortstarif lag. Auch die Kammern und Innungen agieren hier und da als Arbeitsverhinderer. Indem sie Gewerbe- und Ausbildungsordnungen kontrollieren, verbauen sie den Weg zu neuartigen Ausbildungsplätzen, wie etwa in der Dönerproduktion. Der Grund: Diese Arbeit sei mit dem traditionellen Fleischerhandwerk nicht vergleichbar. Das ist richtig, aber ist es wichtig? Ja, es gibt Lichtblicke: So ist es seit wenigen Jahren in Berlin möglich, dass bei der Zwischenprüfung als Fleischer statt eines Schweins ein Lamm zerlegt wird. Schon interessieren sich mehr Einwandererjugendliche für diesen Beruf.

Wer Menschen in Arbeit bringen will, muss hinter jede berufliche Reglementierung ein Fragezeichen setzen. Garantiert sie wirklich unverzichtbare Qualitätsstandards oder erschwert sie nur notwendige Anpassungen? Es hilft nicht viel weiter, wenn Einwanderer künftig lediglich einen Rechtsanspruch erhalten auf ein berufliches Anerkennungsverfahren. Ohne Entrümpelung überholter Reglementierungen gibt es keinen Platz für Neues.

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