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Meinung: „Eine gesunde Umwelt ist unverzichtbar“

Die offizielle Flagge des US Treasury wirkt wie maßgeschneidert für ihn: ein Adler vor mintgrünem Hintergrund. Seine Passion ist das Beobachten von Raubvögeln in freier Wildbahn.

Die offizielle Flagge des US Treasury wirkt wie maßgeschneidert für ihn: ein Adler vor mintgrünem Hintergrund. Seine Passion ist das Beobachten von Raubvögeln in freier Wildbahn. Und er ist ein Grüner. Viele Millionen Dollar haben er und seine Frau für Umweltschutzorganisationen gespendet, um Biotope aufzukaufen und sie vor wirtschaftlicher Nutzung zu schützen. Seit Jahren ist er selbst Vorsitzender einer der mächtigsten von ihnen, Nature Conservancy. Als Chef der Investmentbank Goldman Sachs hat Henry Paulson eine achtseitige Umweltrichtlinie für die Unternehmenspolitik vorgegeben. Er wollte die Bank zur führenden Institution im Emissionshandel machen.

Ausgerechnet diesen Mann will der US-Präsident unbedingt als Finanzminister haben. Monatelang hat George W. Bush dem 60-Jährigen Avancen gemacht. Dabei gilt Bush in der Welt eher als Umweltsünder, als Energieverschwender und Feind des Klimaschutzes. Kündigt Paulsons Ernennung eine Wende in der US-Klimapolitik an?

Im sechsten Jahr der Präsidentschaft – und auf dem Tiefpunkt seiner Umfragewerte – hat Bush das Weiße Haus für Kritiker geöffnet. Früher galt er als stur und unbelehrbar und sein innerer Zirkel als unzugänglich für Andersdenkende. Nun hat der Präsident einen neuen Sprecher, Tony Snow, der Bushs Politik zuvor in seinen Talkshows als „Ärgernis“ bezeichnet hatte. Bush diskutiert seine Iranpolitik mit ehemaligen Außenministern beider Parteien. Bill Clintons Außenministerin Madeleine Albright riet zu Verhandlungen mit den Mullahs, war angetan von der offenen Debatte. Kurz darauf bot Bush Iran direkte Kontakte an. Bush setzt sich mit pensionierten Generalen zusammen, die seine Irakpolitik scharf kritisiert haben. Konservative Republikaner schlagen bereits Dissidentenalarm.

Doch wie weit geht die Bereitschaft zur Kurskorrektur? Was ist nur Show für die Öffentlichkeit, um Offenheit zu demonstrieren? Paulson hat ein halbes Jahr verhandelt und sich zumindest für die Finanzpolitik größeren Einfluss ausbedungen, als seine Vorgänger hatten. Niemand kann dem angesehenen Banker Blauäugigkeit vorwerfen, wenn er Vorschläge macht, wie sich Ökologie und Ökonomie vereinbaren lassen. Bush kritisiert neuerdings, wie abhängig die USA vom Öl sind. Mit sichtbarem Wandel wie der Erhöhung der Benzinsteuer oder einer neuen CO2- Steuer ist vor den Kongresswahlen im November aber nicht zu rechnen.

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