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Meinung: Elfenbeinküste: Das Blut der Bürger

Im westafrikanischen Wirtschaftswunderland Elfenbeinküste schienen die Bürger zunächst dem Beispiel Jugoslawiens zu folgen. Als sich nach der Präsidentenwahl vom Sonntag der Führer der Militärjunta, General Robert Guei, eigenmächtig zum Wahlsieger erklärte, fegte ihn der Volkszorn hinweg.

Im westafrikanischen Wirtschaftswunderland Elfenbeinküste schienen die Bürger zunächst dem Beispiel Jugoslawiens zu folgen. Als sich nach der Präsidentenwahl vom Sonntag der Führer der Militärjunta, General Robert Guei, eigenmächtig zum Wahlsieger erklärte, fegte ihn der Volkszorn hinweg. Zehn Monate nach dem ersten Putsch in der Geschichte des Landes hatte das Volk genug von diesem Präsidenten in Uniform. Auch Armee und Polizei wechselten auf die Seite des tatsächlichen Wahlsiegers Laurent Gbagbo. Die Fernsehbilder von Belgrad, wo das Volk auf der Straße den ungeliebten Milosevic davonjagte, haben in afrikanischen Ländern nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Allerorten wird die Macht der Straße diskutiert. Doch in Abidjan folgte auf die Absetzung des Generals kein Happy End. Die Anhänger von Gbagbo und die Fans des von der Präsidentenwahl ausgeschlossenen muslimischen Politikers Alassane Ouattara liefern sich jetzt tödliche Straßenschlachten. In der Tat war die Wahl kein demokratisches Lehrstück. Bis auf Gbagbo waren die wichtigsten Oppositionspolitiker von der Wahl ausgeschlossen. Wenn der Sozialist Gbagbo bald Neuwahlen anberaumen würde, wäre dies ein sauberer Ausweg aus der Krise. Denn der Parteienkonflikt droht in einen Konflikt der Ethnien und der Religionen auszuufern. Gelingt Gbagbo nicht rasch eine Geste der Versöhnung, ist es mit der einst so berühmten Stabilität der Elfenbeinküste bald vorbei.

chl

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