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Meinung: Erdnüsse in den Köpfen

Die Führung der Deutschen Bank zerstört den guten Ruf des Unternehmens

Die Deutsche Bank macht wieder einmal Schlagzeilen. Und der jüngste Vorfall – es geht um den Börsengang der Postbank – lässt entweder am Sachverstand in den Frankfurter Bankentürmen oder an der Führungskraft des Chefs Josef Ackermann zweifeln. Auf jeden Fall wird die Reputation der Bank schwer beschädigt. Die Frage drängt sich auf, ob diese Bank wirklich als Kernzelle für eine große internationale Bank taugt, wie es sich Bundeskanzler Schröder wünscht.

Die Deutsche Bank hat den Börsenkandidaten Postbank intern sehr viel niedriger bewertet als in der Öffentlichkeit. In Frankfurt versucht man zwar, das herunterzuspielen, doch eine Entschuldigung bei der Postbank war das Mindeste, was von den Tollpatschen der stolzen Bank erwartet wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Führungsmitglieder des Geldhauses ins Fettnäpfchen treten. Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen die Deutsche Bank eine der glänzenden Institutionen in Deutschland war. Lange vorbei ist die Zeit, als der legendäre Deutsche-Bank-Chef Hermann Josef Abs über Aufsichtsratsmandate so viel Einfluss auf andere Firmen hatte, dass der Bundestag extra ein Gesetz beschloss, um seine Macht zu beschneiden.

Heutzutage beschädigen die Führungskräfte vorzugsweise sich selbst – und das Geldhaus. Unvergessen der ehemalige Chef der Bank, Hilmar Kopper. Er schaffte es, die „Peanuts“ in den Sprachschatz der Deutschen einzuführen und zum Unwort des Jahres 1994 zu machen. Kopper nutzte das Wort, um einen 50-Millionen-Mark-Verlust im Zusammenhang mit der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider zu beschreiben. 50 Millionen Mark als Kleinkram für die große Bank. Unter Koppers Führung warf die Bank Schneider viel zu lange viel zu viel Geld hinterher.

Sein Nachfolger als Vorstandschef, der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Rolf E. Breuer, bekannt als rheinische Frohnatur, machte mit flotten Sprüchen weiter. So empfahl er im Dezember 2002 in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken, den privaten Banken eine durch die Europäische Zentralbank erfolgte Zinssenkung nicht weiterzugeben. Diese Empfehlung, die Breuer später relativierte, rief immerhin das Bundeskartellamt auf dem Plan. Richtig teuer für Bank und Breuer könnte eine seiner Äußerungen über den Mediengiganten Leo Kirch werden. Dem sprach er kurzerhand die Kreditwürdigkeit ab, woraufhin das Kirch-Imperium zu wanken begann und schließlich einstürzte. Kirch klagte auf Schadenersatz; das Urteil steht noch aus.

Im Juni 2003 schoss Breuer zur Abwechslung mal gegen den Bundespräsidenten. Auf die Kritik von Johannes Rau, deutsche Manager verdienten zu viel, entgegnete Breuer, dies sei schlicht populistisch. Der Bundespräsident propagiere die Neidgesellschaft.

Inzwischen steht Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank. Jo, wie er intern gerufen wird, hält sich mit öffentlichen Auftritten zurück. Es sei denn, er muss vor Gericht. Ausgerechnet zu Beginn des Mannesmann-Prozesses trat er mit dem Victory-Zeichen auf. Bei einem Prozess, in dem es wieder einmal um „Peanuts“ geht – diesmal um eine 60-Millionen-Mark-Zahlung an den Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser. Ackermann sitzt im Gericht auf der Anklagebank.

Viel gravierender als diese persönlichen Ausrutscher sind die Peinlichkeiten, die sich die Bank bei der Börseneinführung der Postbank leistet. Dabei wird das Ansehen des gesamten deutschen Bankenwesens beschädigt. So wird es nichts mit einer großen deutschen Bank. Aber womöglich fällt es einem ausländischen Investor künftig leichter, bei den schwachen Deutschen einzusteigen. Vielleicht bei der Deutschen Bank.

Daniel Rhee-Piening

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