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Eröffnung auf März 2013 verschoben: BER-Aufsichtsrat macht böse Miene zum bösen Spiel

Auf der Pressekonferenz zum Hauptstadtflughafen lief eine schmierige Berlinkomödie, kommentiert Lorenz Maroldt. Der Brandschutz war ein falsches Alibi, Körtgen ist ein richtiges Bauernopfer.

Über den Chefplaner des neuen Berliner Flughafens hieß es 2009 in einem Tagesspiegel-Porträt: „Wenn Manfred Körtgen auf der Baustelle steht, wirkt er ganz entspannt. Stresssymptome haben seine Mitarbeiter bei ihm noch nicht beobachtet. Und wenn es Ärger gibt, setzt er sich zu Hause ans Klavier und musiziert.“

Manfred Körtgen, der damals auch noch ganz entspannt in Kassel promovierte, kann jetzt richtig in die Tasten hauen. Seinen lukrativen Nebenjob ist er jedenfalls los. Das ist die eine wichtige Entscheidung des Aufsichtsrats. Die andere: Der Flughafen wird nicht ein paar Tage oder Wochen später fertig, sondern fast ein Jahr: 17. März, den hatten wir doch gerade erst.

Der neue Eröffnungstermin ist dennoch gut gesetzt, angesichts der Umstände; er klingt einigermaßen plausibel. Andererseits belegt er auch, wie dreist die Flughafengesellschaft bis zuletzt die Öffentlichkeit belogen hat. Was der Aufsichtsrat wann wusste oder zumindest hätte ahnen können, ist noch nicht klar. Aber wer sich heute noch einmal anschaut, mit welchen Worten vor gerade mal zehn Tagen Klaus Wowereit als Vorsitzender des Gremiums und Matthias Platzeck als dessen Stellvertreter die dramatisch kurzfristige Absage der Eröffnungsfeier zu erklären versuchten, erkennt eine schmierige Berlinkomödie. Der Brandschutz war ein falsches Alibi, Körtgen ist ein richtiges Bauernopfer.

Pannen-Flughäfen aus der ganzen Welt:

Dass Rainer Schwarz, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, einstweilen weitermachen darf, liegt nur daran, dass eine Neubesetzung auf diesem Posten jetzt auch nicht weiterhilft. Bis sich ein teurer Nachfolger eingearbeitet hätte, ist das Ding dann endlich mal fertig. Aber der neue Countdown zur Eröffnung ist auch der seines Jobs. Am Ende ist es völlig egal, ob Schwarz nicht wusste, was los war, ob er gepokert hat wie ein Hasardeur, ob er an Wunder glaubte oder einfach zu feige war, Wowereit früher und von sich aus zu informieren. Andere Möglichkeiten gibt es ja nicht.

Spott über den Schaden - zusammengefasst in Bildern:

Eine dritte Entscheidung hat der Aufsichtsrat als Konsequenz aus dem Debakel gezogen: Die Zusammenarbeit mit dem Generalplaner wird beendet. Auch dies ist ein mehr als deutlicher Hinweis darauf, wie viel hier tatsächlich schieflief und wie wenig Durchblick es gab. Dennoch bemühte sich Wowereit, den geschassten Chefplaner Körtgen als Hauptschuldigen hinzustellen. Dieser habe Probleme damit gehabt, „die Dinge rechtzeitig zu erkennen“. So richtig dies ist, so offensichtlich ist aber ebenfalls, dass solche Erkenntnisprobleme auch andere hatten. Warum unterließ es der Aufsichtsrat beispielsweise, externe Prüfer einzusetzen? Zweifel am Plan – und an der Geschäftsführung – gab es doch schon seit langem genug.

Zweifelhaft ist angesichts der langen Geschichte des Flughafens auch der Umgang mit der Öffentlichkeit. Als verantwortliche Politiker verschanzen sich Platzeck und Wowereit hinter ihrer Funktion im Aufsichtsrat, der sich wiederum als Gremium hinter einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung versteckt, obwohl diese dann öffentliche Mittel in den märkischen Sand setzt. Wer wann was wusste: Diese Frage sollte auch bis zum 17. März beantwortet werden.

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