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Meinung: „Erst die Sache, dann das Personal“

Seine Karriere in der Sportpolitik plant Thomas Bach genauso, wie er seine Karriere als Sportler geplant hatte: mit großem Ehrgeiz und ganz auf olympische Ziele ausgerichtet. Damit hat er es bis zur Goldmedaille mit der Florett-Mannschaft 1976 in Montreal gebracht und zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Seine Karriere in der Sportpolitik plant Thomas Bach genauso, wie er seine Karriere als Sportler geplant hatte: mit großem Ehrgeiz und ganz auf olympische Ziele ausgerichtet. Damit hat er es bis zur Goldmedaille mit der Florett-Mannschaft 1976 in Montreal gebracht und zum Vizepräsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Nachdem er die Exekutive des IOC turnusgemäß vor zwei Jahren verlassen musste, will er schnellstmöglich wieder in das olympische Machtzentrum aufgenommen werden. Deshalb hat er den IOC-Mitgliedern jetzt seine Bewerbung für die Exekutive mitgeteilt. Sie sollen ihn kurz vor Beginn der Winterspiele in Turin im Februar 2006 wieder zum Vizepräsidenten wählen.

Nicht zur Karriereplanung des 51 Jahre alten Tauberbischofsheimers gehörte bislang eine Führungsposition im deutschen Sport. Doch im Moment ist Bach der Einzige, dem nahezu uneingeschränkt die Präsidentschaft im neu entstehenden Deutschen Olympischen Sportbund zugetraut wird. Bei der Besetzung des Amts geht es daher zuerst um die Frage: Will Bach? Alles andere ist nachrangig.

Bach weiß allerdings selbst noch nicht genau, ob er diese Aufgabe übernehmen möchte. Deshalb hat er nach seiner Kandidatur für die IOC-Exekutive auch erklärt, diese Entscheidung lasse „in keiner Richtung“ Rückschlüsse auf seine Überlegungen für die deutsche Präsidentschaft zu. „Es bleibt dabei. Erst kommt die Sachdiskussion, dann die Personaldiskussion.“

In der deutschen Sportpolitik lässt sich gegen Bach nur wenig durchsetzen, aber von ihm selbst gehen auch nur selten Initiativen aus. Die internationale Bühne ist Bach jedenfalls die liebste, und auf ihr hat er sich in den vergangenen Jahren mit zunehmendem Einfluss bewegt. Seit 1991 gehört der Anwalt für Wirtschafts- und Finanzrecht dem IOC an und hat in fast allen Kommissionen mitgearbeitet, die das Komitee zu bieten hat. Derzeit steht er immer noch der Juristischen Kommission vor.

Bis das IOC im Februar wählt, wird sich Bach entschieden haben, wie viel Verantwortung er auf nationaler Ebene übernehmen möchte. Vor allem wird er sich überlegen, ob ein Amt in Deutschland überhaupt zeitlich und inhaltlich vereinbar wäre mit einer Bewerbung um die Präsidentschaft im IOC. Das ist schließlich Bachs höchstes Karriereziel. Auf den deutschen Meistertitel würde er leichten Herzens verzichten, wenn er dafür Olympiasieger werden könnte.

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