Meinung: Es gab mal eine Zeit
„Am Kulturforum geht’s rund“ vom 18. September Stephan Braunfels’ neuer Vorschlag zum Kulturforum ist kongenial auf frühere Scharoun’sche Planungen und den in einem Werkstattprozess unter Leitung von Hans Stimmann entwickelten Masterplan von 2006 bezogen und entwickelt diesen sinnvoll weiter.
„Am Kulturforum geht’s rund“
vom 18. September
Stephan Braunfels’ neuer Vorschlag
zum Kulturforum ist kongenial auf frühere Scharoun’sche Planungen und den in einem Werkstattprozess unter Leitung von Hans Stimmann entwickelten
Masterplan von 2006 bezogen und entwickelt diesen sinnvoll weiter. Sein Terrassenhaus für die Sammlung der
Moderne erfüllt dieselben städtebaulichen Funktionen wie das Scharoun’sche Gästehaus als Gegenüber zur Staatsbibliothek wie als Kante zum Matthäi-
Kirchplatz und ließe sich in interessanter Weise mit der Neuen Nationalgalerie (unterirdisch) verbinden. Sein Runder Platz mit den vier Randbauten in Fortsetzung der Leipziger/Potsdamer Straße bietet eine plausiblere Erschließung für die beiden großen Konzertsäle und die neue Piazetta vor der Gemäldegalerie als der bisherige Masterplan. Außerdem entschleunigt er den Durchgangsverkehr. Gut ist auch, dass dieser Runde Platz etwas nördlicher liegen soll als der von Albert Speer in der monströsen Nord-Süd-Achse von Germania geplante Platz, von dem noch nach dem Krieg eine Bauruine zu sehen war.
Ich hoffe, dass Abgeordnetenhaus
und Stadtentwicklungsverwaltung die Anregungen von Stephan Braunfels
aufgreifen, einschließlich der Ideen zur Finanzierung.
Traugott Klose, Berlin-Wannsee
Es gab mal eine Zeit, in der wichtige städtebauliche Fragestellungen in internationalen Architekturwettbewerben entschieden wurden. Heute aber werden Planungsentwürfe in die Öffentlichkeit posaunt mit der Erwartung, dass alles genau so umgesetzt wird. Den Anfang machte Paul Kleihues mit dem Areal nördlich des Bahnhofs Zoo, dann folgte Bernd Albers gemeinsam mit Hans Stimmann zum Kulturforum und nun Stephan Braunfels zum Kulturforum. Schon der Vorschlag von Stephan Braunfels wäre eine städtebauliche Katastrophe. Berlin braucht keinen zweiten Ernst-Reuter-Platz zwischen Staatsbibliothek, Philharmonie und Kammermusiksaal. Die Potsdamer Straße wurde vor etwa 20 Jahren völlig zu Recht von der Philharmonie weggerückt, um Störungen durch Verkehrslärm zu minimieren. Oder kann sich Herr Braunfels den Messias von Händel oder Haydns Schöpfung unter dröhnendem LKW-Verkehr vorstellen? Stattdessen sollte das Kulturforum nachhaltig zu einem Ort des Genusses, der Ruhe und der internationalen Begegnung entwickelt werden. Dafür bedarf es endlich eines Rahmenkonzeptes mit einer deutlichen Reduzierung der Verkehrsflächen, welches genau dieser Zielstellung gerecht werden kann. Auf dieser Basis kann schließlich ein neuer städtebaulicher Wettbewerb auf hohem internationalen Niveau ausgelobt und das Kulturforum vollendet werden.
Christoph Steinig, Berlin-Lichterfelde
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