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Meinung: Es stinkt zum Berliner Himmel

Von Gerd Appenzeller

Die meisten Kinder gehen nicht gerne in die Schule. In Berlin gehen besonders viele Kinder ungern in die Schule. Das liegt nicht daran, dass hier die Kinder besonders doof oder die Lehrer besonders langweilig sind. Das liegt daran, dass viele Berliner Schulen stinken. Klassenräume sind in desolatem Zustand, Toiletten so Ekel erregend, dass Kinder eher in die Hosen machen als auf diese Klos zu gehen. Das alles sei, hören wir seit Jahren, eine Folge der Finanzmisere der Stadt. Für Renovierungen ist kein Geld da. Deshalb packen Eltern und Schüler selber zu.

Seit gestern wissen wir: Das stimmt nur zur Hälfte. Elternhilfe ist zwar immer erwünscht, doch Geld, um Baufirmen zu beauftragen, wäre schon da. Aber aus dem städtischen Sanierungsprogramm für Schul und Sportstätten haben die Bezirke vergangenes Jahr 14,5 Millionen Euro nicht abgerufen, und von den Bundesmitteln für Ganztagsschulen wurden gar 32,6 Millionen Euro nicht ausgeschöpft. Das sind zusammen 47 Millionen Euro. Schulsanierung ist eine klassische Aufgabe für die mittelständische Bauwirtschaft. Die Arbeitslosenquote in der Berliner Baubranche liegt bei 57 Prozent.

Natürlich gibt es 100 000 Ausreden. Der Haushalt wurde zu spät verabschiedet. Die Bezirke wussten erst Ostern genau, welche Mittel sie bekommen. Ausschreibungen sind kompliziert. Alles wahr – und dennoch geschenkt. Diese Geschichte stinkt zum Himmel. Zwischen Ostern und dem 31. Dezember liegen acht Monate, und was renoviert werden muss, ist ja bekannt. Bei Schülern mit solchen faulen Ausreden würde es heißen: Setzen, 6. Und was passiert in der Politik? Nichts! Wirklich toll!

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