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Meinung: Europa kommt ihm spanisch vor George W. Bush muss fürchten, dass es einsam um ihn wird

Wer führt Krieg im Irak? Eine hypernervöse, übermütige Supermacht USA, die den „Krieg gegen den Terrorismus“ als Vorwand nahm, um endlich gen Bagdad zu marschieren, die Verbündete verprellte, den UN-Sicherheitsrat missachtete, getrieben von einem neokonservativ-missionarischen Demokratieverbreitungsdrang?

Wer führt Krieg im Irak? Eine hypernervöse, übermütige Supermacht USA, die den „Krieg gegen den Terrorismus“ als Vorwand nahm, um endlich gen Bagdad zu marschieren, die Verbündete verprellte, den UN-Sicherheitsrat missachtete, getrieben von einem neokonservativ-missionarischen Demokratieverbreitungsdrang? Oder ist es eine „Koalition der Willigen“, ein Zusammenschluss aufrechter und standhafter Verteidiger der westlichen Werte, die verstanden haben, dass Freiheit und Sicherheit nicht umsonst zu haben sind?

Man kann dieser Frage ausweichen, die Antwort für belanglos erklären. Der Blick habe sich, frisch und ungetrübt, auf die Zukunft zu richten. Doch das ist Verdrängung. Das Nachbeben der spanischen Wahlen beweist, wie akut die Legitimationsdebatte weiterhin ist. Für die Regierung von US-Präsident George W. Bush war das Wahlergebnis von Madrid ein Schock. Das konservative „Wall Street Journal“ spricht gar vom „größten Rückschlag im Kampf gegen den Terrorismus“ seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Nach Tony Blair war José Maria Aznar der wichtigste Verbündete des Weißen Hauses. Dort ging der bisherige spanische Premier öfter ein und aus als alle seine Vorgänger zusammen. Aznars Nachfolger, der Sozialist José Luis Rodriguez Zapatero, ist ein Gegner des Irakkrieges. Er will, falls es kein neues UN-Mandat gibt, das spanische Kontingent bis zum 30. Juni abziehen.

Militärisch wäre der Verlust zu verkraften. Psychologisch indes wäre die Bush-Administration empfindlich getroffen. Sie fürchtet den Schneeball-Effekt. Heute Madrid, morgen Rom, übermorgen Warschau. Wer Bush zu eng umarmt, den bestraft der Wähler. Das „alte Europa“ triumphiert.

Geplant war alles anders. 2004 sollte zum Versöhnungsjahr mit Ländern wie Frankreich und Deutschland werden. Den Streit vergessen, gemeinsam die Zukunft gestalten: Mit solchen Parolen wollte sich Bush zur Wiederwahl stellen. Eine Neuauflage transatlantischer Friktionen passt ihm nun gar nicht ins Kalkül.

Die ersten Reaktionen auf die spanischen Wahlen zeugen denn auch von Ratlosigkeit. Trotz und Konzilianz wechseln einander ab. Inständig fleht Bush um die fortgesetzte Solidarität Spaniens. Doch plötzlich zeigt er sich auch offen für eine neue UN-Resolution. Wer führt Krieg im Irak? Die Antwort auf diese Frage könnte auch die Präsidentschaftswahl in den USA entscheiden. Mit dem Machtwechsel von Madrid ist Bush wieder ein Stück einsamer geworden.

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