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Meinung: Euthanasie in den Niederlanden: Und jetzt die Pille?

Die Frage scheint eindeutig zu sein, die Antwort auch: Zwei Drittel der Deutschen meinen, ein Patient soll das Recht haben, vom Arzt eine todbringende Spritze zu verlangen. Brauchen also auch wir, wie die Holländer, ein Gesetz zur aktiven Sterbehilfe?

Die Frage scheint eindeutig zu sein, die Antwort auch: Zwei Drittel der Deutschen meinen, ein Patient soll das Recht haben, vom Arzt eine todbringende Spritze zu verlangen. Brauchen also auch wir, wie die Holländer, ein Gesetz zur aktiven Sterbehilfe? Aber die Frage ist so ungenau wie die Antwort zweifelhaft. Es geht nicht um das Recht des Patienten, etwas zu verlangen, sondern um das Recht des Arztes, etwas zu geben, und zwar: den Tod. Sollen Ärzte töten dürfen? Diese Umfrage ginge wohl anders aus. Und an wen dachten die Leute bei ihrer Antwort: an sich selbst, leidend auf der Intensivstation, oder an einen pflegebedürftigen, geliebten, aber vielleicht auch etwas lästig gewordenen Angehörigen?

Vom Sterben wissen wir sicher nur eines: Wir können es, so oder so, nicht vermeiden. Wie es ist, das Sterben, und was danach kommt, das ist unserer Fantasie überlassen, unserem Bangen oder Hoffen, unserem Glauben. Es bleibt, gewissermaßen, in einer Grauzone, und deshalb werden auch alle Versuche scheitern, die Sterbehilfe, die es ja auch in Deutschland schon gibt, per Gesetz aus ihrer juristischen Grauzone zu holen. Die holländische Gesundheitsministerin hat jetzt vorgeschlagen, Ärzte sollten "Selbstmordpillen" verschreiben dürfen, wenn ein Patient mit dem Leben abgeschlossen hat und er - nach reiflicher Überlegung, wie es das Gesetz verlangt - um Sterbehilfe bittet. Aber kann jemand, der mit seinem Leben abgeschlossen hat, noch um die Beendigung desselben bitten? Wie selbstbestimmt handelt jemand in dem vorausgesetzten Zustand tatsächlich noch?

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sieht keine Fragen, aber er hat eine Antwort: "Krank und psychisch degeneriert" sei eine Gesellschaft, die ein Euthanasiegesetz erlasse. Das hilft weiter - und zwar den Befürwortern eines solchen Gesetzes. Wer nur endgültige Weisheiten verkündet, hat zur Lösung des Problems der Sterbehilfe nichts beizutragen. Befragt wurde am Osterwochenende auch Rosi Mittermaier, die bisher vor allem als Skifahrerin aufgefallen war. Aber warum auch nicht, Sterben geht ja alle an. Rosi Mittermaier sagt: "Leben zu verlängern um jeden Preis, das ist vom Herrgott bestimmt nicht gewollt." Bestimmt nicht?

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