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Meinung: Familienpolitik: Die Moderne wehrt sich

Die direkte Demokratie hat bisweilen den Vorzug, die Regierenden vor den Konsequenzen ihrer Verbohrtheit zu bewahren. Irlands Bürgerinnen und Bürger haben sich geweigert, Frauen in Krisensituationen zu kriminalisieren und ihrer Verzweiflung auch noch die Entwürdigung hinzuzufügen.

Die direkte Demokratie hat bisweilen den Vorzug, die Regierenden vor den Konsequenzen ihrer Verbohrtheit zu bewahren. Irlands Bürgerinnen und Bürger haben sich geweigert, Frauen in Krisensituationen zu kriminalisieren und ihrer Verzweiflung auch noch die Entwürdigung hinzuzufügen. Die Abtreibung bleibt in Irland auch nach diesem Votum verboten, selbst bei Vergewaltigung, Inzest und bei Lebensunfähigkeit des Embryos. Unerwünschte Schwangerschaften werden deshalb in England beendet. Aber der irische Gesetzgeber behält immerhin die Kompetenz, Härtefälle zu regeln. Wäre die Regierung mit ihrem Verfassungszusatz erfolgreich gewesen, hätte es künftig für die kleinste Reform eines erneuten Referendums bedurft. Das war die Absicht der katholisch-konservativen Kreise. Sie wollten jetzt, wo die alten Sehnsüchte nach einer heilen Welt noch wach sind, ein fait accompli schaffen. Das ist gründlich misslungen. Die ultra-konservativen Kräfte, denen selbst die Regierungsvorlage zu weit ging, vermochten sich nicht durchzusetzen, die ländliche Bevölkerung unterstützte die Pläne der Regierung. Diese wachsende Kluft zwischen Stadt und Land wird indessen allmählich zum gesellschaftlichen Problem: Zum zweiten Mal schon, wie bei der Legalisierung der Ehescheidung, hat die aufgeklärte Hauptstadt Dublin den Rest des Landes, der zu altmodischen und frommen Wünschen neigt, in die Gegenwart gezerrt.

ali

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