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Fehler im System I: Berlins Amateure

Die Berliner Wahlpannenserie hat spröden Charme. Sie passt zu einer Stadt, der das gute Lebensgefühl über alles geht und deren politische Repräsentanten bloß nicht pingelig wirken wollen.

Die Berliner Wahlpannenserie hat spröden Charme. Sie passt zu einer Stadt, der das gute Lebensgefühl über alles geht und deren politische Repräsentanten bloß nicht pingelig wirken wollen. Da kann es vorkommen, dass präzise Ergebnisse erst nach Wochen vorliegen und vorher der ein oder andere Kandidat politischen Extremismus am eigenen Leib erlebt. Mal ist er gewählt, dann wieder nicht – und dann doch wieder. Oder gibt es tiefere Gründe für das bananenrepublikanische Image, das sich die Hauptstadt der Zählunkundigen gerade zulegt? Spüren die Politiker, über deren Schicksale in langen Wahlnächten entschieden wird, die Folgen der Bildungsmisere? Sind ehrenamtliche Wahlhelfer, die gern von Behördenchefs geschickt werden, zum korrekten Zählen unfähig? Zu wenig Grundrechenarten gepaukt? Auch das würde passen zur Pisa-Verlierermetropole mit dem entspannten Lebensgefühl. Tatsächlich liegen die Dinge wohl einfacher. Die Wählerei ist eine der letzten politischen Amateurveranstaltungen im Land. Menschen, die sich Schöneres vorstellen können, sitzen an einem sehr langen Tag noch abends im Wahllokal. Sie machen Fehler. Die fallen später auf. Alles funktioniert, es braucht nur ein wenig Zeit. wvb.

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