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Ein Screenshot des niederländischen Originals "Adam zkt. Eva".

© Youtube

Fernsehen nach "Wetten, dass...?": Der Trend der nackten Tatsachen

Gibt es ein Fernsehen nach "Wetten, dass...?". Und werden da alle immer nackt sein? Harald Martenstein hat ein paar absurde Beispiele zusammengetragen. Und spart sich ausnahmsweise mal Kulturpessimismus. Das sei so schlecht, das könne sich gar nicht durchsetzen, meint er.

Wetten, dass …?“ gibt es bald nicht mehr. Wie geht es nach dieser Naturkatastrophe eigentlich weiter mit der Fernsehunterhaltung? Gibt es neue Trends? Als ich einen Bericht über den „Showgipfel“ in Köln gelesen habe, eine Fachkonferenz der Fernsehunterhalter, dachte ich zuerst, es sei Satire. Es stand aber in einer Frankfurter Zeitung, die nicht für Humor berühmt ist. Zitat: „Immer öfter sind die Teilnehmer“ – von Fernsehshows – „nackt“.

In Holland läuft, offenbar erfolgreich, die Show „Adam und Eva“. Demnächst soll sie auch in Großbritannien ausgestrahlt werden. Ein Mann und eine Frau werden mit zwei Booten zu einer tropischen Insel gefahren, beide springen nackt ins Wasser und schwimmen an entgegengesetzten Enden der Insel zum Strand. In der Mitte der Insel treffen sie sich erstmals und haben dort ein sogenanntes Date. Erst am nächsten Morgen dürfen sie wieder zurück, auch wenn es Hass auf den ersten Blick ist.

Auf Discovery in den USA zeigen sie „Naked and afraid“, das würde ich mit „Nackte Angst“ übersetzen. Wieder geht es um ein Paar, in diesem Fall sind beide Survivalexperten. Sie werden im Dschungel ausgesetzt, nicht nur ohne Kleider, auch ohne Verpflegung, und müssen versuchen, 21 Tage lang zu überleben.

Erotik spielt hier keinerlei Rolle. Die Kandidaten sind damit ausgelastet, nicht von Schlangen gebissen zu werden, versehentlich einen Blutegel zu verschlucken oder auf eine Giftameise zu treten. Sie basteln sich auch als Erstes Lendenschurze, um empfindliche Körperregionen zu schützen.

Nacktversionen von „Herzblatt“, Dschungelcamp und „Mieten, kaufen, wohnen“

Die bizarrste Show kommt aus Florida, sie heißt „Buying naked“. Menschen kaufen sich nackt ein Haus. Auch die Makler sind nackt. Nur das Haus selbst darf Textilien tragen, also Vorhänge und Möbel. Als ob ein Hauskauf nicht schon in angezogenem Zustand kompliziert wäre! Ich habe mich gefragt, wieso solche Shows in den doch relativ prüden USA überhaupt ausgestrahlt werden dürfen. Nun, man sieht nie etwas. Bestimmte Stellen sind immer, wie zufällig, von einem Blatt oder Ast, einem Cocktail-Glas oder einem Aktenordner verdeckt. Diese Aufgabe können wohl nur die allerbesten Kameraleute bewältigen.

Unser Autor Harald Martenstein.
Unser Autor Harald Martenstein.

© ddp

Im Grunde sind es Nacktversionen von „Herzblatt“, des Dschungelcamps und von „Mieten, kaufen, wohnen“. Ich glaube nicht, dass sich das wirklich durchsetzt, deshalb erspare ich mir kulturkritische Bemerkungen. Es sieht doch eher nach Verzweiflungstaten der Produktionsfirmen aus, dieser Trend spricht für eine ernste Ideenkrise der Fernsehunterhalter. Man könnte die Kandidaten vor der Besichtigung des Hauses auch teeren und federn, wie wäre das? In diesem Zusammenhang sei die Bemerkung erlaubt, dass Tageszeitungen ebenfalls recht unterhaltsam sein können, vor allen an den Feiertagen.

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