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Meinung: Frieden in Flammen

PLÜNDERUNGEN IM IRAK

Zwischen Himmel und Hölle liegen zwei Tage: Die stürzende Statue von Saddam Hussein in Bagdad wurde zum Symbol für das Ende eines TerrorRegimes. Die brennenden Ministerien, die geplünderten Villen, Läden und Museen zeigen nun die Kehrseite der Befreiung: den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Es ist ja wahr, dass sich jetzt der Druck entlädt, der sich in 35 Jahren Diktatur aufgestaut hat. Und neben den gewalttätigen Plünderungen gibt es auch andere Bilder: Väter, die ihre Kinder zum zentralen Palast Saddam Husseins in Bagdad bringen und die dort stationierten US-Soldaten überreden, einen Blick in den riesigen Gebäudekomplex werfen zu dürfen. Viele stehen still und staunend vor all dem Reichtum, den sich der Hussein-Clan leistete, während sie hungerten. Sind die Plünderungen also bloß „ein neues Einkommensumverteilungsprogramm“, wie ein US-Offizier sagte? In Wahrheit sieht es anders aus: Die Amerikaner haben den perfekten Krieg geplant, sind aber schon von den ersten Friedenstagen komplett überfordert. War der Zusammenbruch der Ordnung wirklich nicht vorauszusehen, obwohl doch kaum ein Krieg ohne zivile Gewalt und Plünderungen zu Ende geht? Gab es keine Listen von schutzbedürftigen Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser? Und wenn es sie gab, warum ist es wichtiger, das lächerliche Bush-Mosaik im Raschid-Hotel zu entfernen als das Antikenmuseum zu schützen, wo unwiederbringlich Werke des alten Orients verwahrt wurden? Die Besatzer sind in der Pflicht, für Ordnung zu sorgen. Wie die Amerikaner – im Gegensatz zu den Briten – diese Aufgabe wahrnehmen, zeugt bestenfalls von großer Naivität, eher aber von grober Fahrlässigkeit. Man kann nur hoffen, dass der Aufbau des neuen Irak nicht ebenso „spontan“ stattfindet wie der Abriss des alten. clw

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