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Gedenkstätten in Berlin: Mauer in den Köpfen

Bloß weg mit der Mauer und allem, was an DDR-Diktatur erinnert. So war die Stimmung 1990 – in beiden Teilen Berlins.

Bloß weg mit der Mauer und allem, was an DDR-Diktatur erinnert. So war die Stimmung 1990 – in beiden Teilen Berlins. Zu frisch war die Erinnerung an Teilung und den Unterdrückungsapparat. Niemand konnte sich vorstellen, was für ein gewaltiges Interesse es heute gibt: 650 000 Menschen erkundeten 2011 die Mauergedenkstätte Bernauer Straße, über 340 000 wollten den Stasi-Knast Hohenschönhausen sehen. Und die Zahlen steigen weiter. Ein Unding, dass in Hohenschönhausen Besucher abgewiesen werden – wegen zu großen Erfolgs. Auch die Millionen Menschen, die an der Friedrichstraße die Vergangenheit suchen und lediglich Historien-Fake und einen Fotozaun finden, zeugen von der Konjunktur für Berlins historisches Kapital. Gut, dass nun endlich ein Infopavillon öffnet; doch erbärmlich, dass Berlin 23 Jahre nach dem Mauerfall nicht weiter ist. Mit der Kehrtwende der CDU, die statt des geplanten Museums des Kalten Kriegs in der Friedrichstraße nun lieber ein Alliierten-Museum auf dem Flughafen Tempelhof haben möchte, sind weitere Verzögerungen absehbar. Berlin könnte sein historisches Kapital verspielen. Es scheint, als sei zumindest in den Köpfen noch eine Mauer abzubauen. gn

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