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Meinung: Gen Süden

RAU IN LATEINAMERIKA

Stellen Sie sich vor, der deutsche Bundespräsident ist in Lateinamerika unterwegs und niemand nimmt davon Notiz. Seit Montag ist das deutsche Staatsoberhaupt Johannes Rau in Mexiko und Chile, seine Reise – eine seiner letzten großen seiner Amtszeit – führt ihn noch nach Brasilien und Uruguay. Die deutschen Medien und damit die Öffentlichkeit nehmen diese Visite praktisch nicht wahr. Dies ist bezeichnend für das Verhältnis Deutschlands zu dem Kontinent, der eine wichtige Rolle im politischen Bewusstseinsprozess der Generation gespielt hat, deren Vertreter heute in der Regierung sitzen. Weil sich die Wahrnehmung auf den Kampf gegen den Terror und die Situation im Nahen Osten verengt, wird Lateinamerika ausgeblendet. Dabei bieten sich diese Staaten als Bündnispartner gerade für Deutschland an, das in der Region als Beispiel für eine gelungene Demokratisierung hohes Ansehen genießt. Dass sich diese Staaten im so genannten Hinterhof der USA außenpolitisch emanzipieren, zeigt ihre Ablehnung des Irakkriegs, die vergangene Woche beim Iberoamerikagipfel in Bolivien – gegen den Widerstand Spaniens – bekräftigt wurde. Weil Deutschland und Lateinamerika Interessen wie die Stärkung der UNO verbinden, wäre es politisch sehr wichtig, etwa Brasiliens Hoffnungsträger Lula bei seinem Reformkurs zu unterstützen. Bundeskanzler Gerhard Schröder propagiert das Recht Deutschlands auf eine selbstbewusste Außenpolitik. Eine transatlantische Partnerschaft, die auch den Süden Amerikas einschließt, wäre ein gutes Beispiel dafür. Alexandra FöderlSchmid

Unsere Autorin ist Korrespondentin für „Der Standard“ aus Österreich und lebt in Berlin

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