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Meinung: Gespensterangst

Geschichte wiederholt sich nicht? Ach, manche schon.

Geschichte wiederholt sich nicht? Ach, manche schon. In der Geschichte der schwarzgelben Koalitionen hat zum Beispiel sich noch stets jener Vorgang abgespielt, der als „Leihstimmenkampagne“ bekannt ist. Die CDU legt dabei den taktisch Denkenden unter ihren Anhängern nahe, ihr Kreuzchen bei der FDP zu machen, damit es zur gemeinsamen Sache reicht. Es gehört zum Spiel, dass beide Seiten diese Wählerüberlassung offiziell abstreiten. Aber wenn sich die Kanzlerkandidatin Angela Merkel zum Gruppenfoto neben den FDP-Chef Guido Westerwelle stellt, dann kommt das einer Aufforderung zum taktischen Wahlverhalten schon ziemlich nahe. Umso mehr, als der Hintergrund jenes Fotos gewissermaßen vom Schatten eines bösen Geistes verdüstert wird, dem Gespenst der großen Koalition. Merkel hat allen Grund, sich diese Sorte Spuk nicht an den Hals zu wünschen; Westerwelle muss ihn regelrecht fürchten. Zumal angesichts von Umfragewerten, die von den bisher recht stabilen sieben bis acht FDP-Prozenten weg nach unten deuten. Ein Trend, an dem höchstens der Dritte im Gruppenbild stille Freude haben mag: Edmund Stoibers CSU will stärker werden als die FDP, damit sie in einer Regierung umso stärker wäre. Nützt nur nichts, wenn es zu der Regierung nicht käme. Weshalb auf dem „Wechselgipfel“-Foto auch Stoiber lächelt. bib

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