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Mann zieht Karren mit Bierdosen

© dpa

Getränkeverpackungen: In erhöhten Dosen

Die Wirkung des Einwegpfands lässt nach – trotzdem bleibt es ein Erfolg. Es hat zumindest die Plastikflaschen besser gemacht, in die immer mehr Getränke abgefüllt werden.

Ist der Sommer nah, ist das Dosenpfand nicht fern, spottet der Sprecher der grünen Bundestagsfraktion. Stimmt schon. Seit das Pfand auf Einweggetränkeverpackungen 2003 eingeführt wurde, verging kaum ein Sommer ohne eine hitzige Debatte darüber. Nun haben die Grünen im Bundestag über eine schriftliche Anfrage ermittelt, dass 2011 wieder 51,7 Prozent der Getränke in Plastikflaschen oder Dosen abgefüllt worden sind. Der Mehrweganteil ist auf 46,7 Prozent gesunken. Bei der Einführung des Dosenpfands 2003 war noch ein 80-Prozent-Anteil angestrebt worden.

Die Anteile der Getränkeverpackungen spiegeln ziemlich genau die Entwicklung auf dem Getränkemarkt wider. Während Bier zu mehr als 80 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft wird, liegt der Anteil bei Erfrischungsgetränken, Cola oder Limonaden nur bei etwa einem Drittel. Bier ist ein regionales Produkt. Das sichert das Überleben der kleinen Brauereien überall im Land. Für ihr Image ist die Mehrwegflasche genau die richtige Verpackung. Sie unterstreicht die Aussage, ein regionales Produkt zu sein. Cola hingegen ist das globalisierte Produkt schlechthin. Auch wenn es regionale Abfüllstationen gibt, spielt das im Bewusstsein der Käufer keine Rolle – und deshalb ist 2010 auch die Cola-Dose wieder zurückgekehrt. Sie hat zwar nach wie vor nur einen geringen Anteil am Gesamtmarkt, ist aber offenbar auch nicht totzukriegen. Direkt nach der Einführung des Dosenpfands waren tatsächlich kaum noch Dosen zu finden.

Das Scheitern an der Mehrwegquote zeigt noch etwas anderes. Vom ersten Tag an war der Lobbydruck groß. Einzelhändler sind bis vor das Bundesverfassungsgericht gezogen, um das Pfand zu verhindern – erfolglos. Doch die Discounter mit ihren knappen Flächen haben es geschafft, den Anteil der Einwegflaschen drastisch zu erhöhen. Dabei half ihnen, dass es bis heute nicht gelungen ist, eine eindeutige Kennzeichnung von Mehr- und Einwegflaschen zustande zu bringen. Und es half ihnen, dass die Pfandregeln nicht besonders logisch sind.

Warum sind Fruchtsäfte und -nektare von der Pfandpflicht ausgenommen? Warum gibt es kein Pfand, wenn Getränke zu mindestens 50 Prozent aus Milch oder Milcherzeugnissen bestehen? Und warum gibt es bei Wein und Spirituosen keine Pfandpflicht? Der Versuch, diese Getränkearten gleichzustellen, ist schon vor Jahren im Bundesrat gescheitert.

Auch der Druck seitens der Aluminiumhersteller ist stetig gewachsen. 2010 bezahlten sie das Heidelberger Ifeu-Institut für eine Ökobilanz der Dose, die Hersteller später so interpretierten, als sei die Dose der Mehrwegflasche gleichzustellen. Das Institut wehrte sich zwar mit einer Handreichung. Doch da waren die Dosen schon wieder in den Regalen.

Es wäre schön, wenn die Pfandpflicht logischer und der Mehrweganteil höher wäre. Doch deshalb noch einmal die Gesetzesmaschinerie in Gang zu setzen, ist trotzdem etwas zu viel des Guten. Das Pfand hat es zumindest geschafft, Plastikflaschen besser zu machen und dazu beigetragen, dass Plastikflaschen wenigstens wieder zu Plastikflaschen verarbeitet werden. Das ist nicht schlecht und nützt der Umwelt. Vielleicht reicht auch das als Erfolg für das Dosenpfand.

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