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Google und China: Was zum Teufel ist Zensur?

Googles Umleitung der chinesischen Seite auf Hongkong, wo die Meinungsfreiheit gesetzlich manifestiert ist, wird diese Zensur nicht abschaffen können, sagt unser Autor.

In einer Anekdote des Schriftstellers David Foster Wallace schwimmen zwei junge Fische vor sich hin, als sie einem älteren Fisch begegnen. „Guten Morgen, Jungs“, sagt dieser, „wie ist das Wasser?“ Die beiden schwimmen ein Stück weiter, dann sagt einer zum anderen: „Was zum Teufel ist Wasser?“ So geht es auch den 384 Millionen Internetnutzern in China. „Was zum Teufel ist Zensur?“, sagen viele von ihnen, denn sie kennen nichts anderes. Sie stören sich auch nicht daran, denn das zensierte Internet ist ein Normalzustand für sie. Nur chinesische Intellektuelle, Journalisten oder Dissidenten bemühen sich, die Zensur durch technische Hilfen zu umgehen. Die aktuelle Umleitung der chinesischen Google-Seite über Hongkong, wo die Meinungsfreiheit gesetzlich manifestiert ist, wird diese Zensur nicht abschaffen können. Die kommunistische Ein-Parteien-Diktatur will und kann sich offenbar keine freie Rede leisten. Doch immerhin kann der halbe Rückzug des Internetkonzerns, der auch in den staatlich zensierten Zeitungen Chinas dokumentiert wird, das Bewusstsein im Reich der Mitte etwas verändern. „Zensur? Das ist doch das, warum Google nach Hongkong gegangen ist“, könnten Chinas Internetnutzer in Zukunft antworten.

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